Redaktion: Hans-Georg Vorndran

BlickPunkt.e Nr. 6 / Dezember 2015

 

Ist Mohammed wirklich ein Prophet?
Eine Nachfrage an Bertold Klappert
von Klaus-Peter Lehmann

Ich kann Bertold Klappert, dessen Auslegungen immer wieder gerne lese und von denen ich so viel gelernt habe, in seinem Anliegen, den Islam als biblischen Verheißungsträger und Mohammed als Propheten auszulegen und anzuerkennen, theologisch leider immer noch nicht folgen.

In seinem Aufsatz in der Oktober-Ausgabe von BlickPunkt.e (S. 21ff.) macht er allerdings selber einen wichtigen Vorbehalt. Solange der Islam Abraham als den ersten Muslim betrachte und nicht als den ersten Juden anerkenne, schließe er sich selber von der biblischen Ismael-Verheißung aus. Aber rührt das nicht an die Grundlage des Korans und bringt sein ganzes theologisches Konzept ins Wanken? Zum koranischen Konzept „Allah und die Völker“ gehört es geradezu, dass er Israels ewige Erwählung nicht anerkennt; Abrahams Beschneidung, weil sie das Bundeszeichen Israels ist, ignoriert; Isaaks Geburt als Wunscherfüllung und nicht als Verheißungserfüllung sieht; und Abraham zum Erbauer der Kaaba umdichtet und diese zu „Abrahams Stätte“ und Bethaus für die Menschen erklärt (Sure 2,119.121).

Und leitet Mohammed nicht ein ganz anderer Gott, als der Gott Israels, wenn Allah Abraham bezüglich seines Beschlusses über Sodom und Gomorrhas lediglich vor vollendete Tatsachen stellt und sein Mitsprachebegehren abweist, statt wie in der Thora ihn in seinen Ratschluss als gleichberechtigten Partner hineintreten zu lassen (Vgl. Gen 18,23; Sure 51,31-37; 11,74-76). Oder wenn Mohammed das Lachen Saras über Gottes Ankündigung ihrer Schwangerschaft anscheinend nicht erträgt und einfach vorverlegt. Als ob das Gotteslästerung wäre über sein Wort zu lachen (Gen 18,10f; Sure 11,71).

Der Koran nimmt sich zwar biblische Personen heraus, baut sie aber in ein ganz anderes Geschichtskonzept und Gottesverständnis ein. Gott ist für die Muslime nicht der Gott Israels, weil sie von seinem ewigen Bund mit Israel aus dem Koran nichts gehört haben und deshalb nur gegen den Koran anerkennen könnten. Um also zum biblischen Verheißungsträger zu werden, müsste der Islam die Gottesvorstellung von Allahs absolutistischer Transzendenz und seinen unzugänglichen Gerichtsbeschlüssen sowie die Adaption von biblischen Erzählungen in ein Geschichtskonzept, in welchem Juden und Christen als Verwerfer des Bundes und Verfälscher der Schrift einen Platz haben, aufgeben. Das zu fordern ist m.E. so viel wie zu erwarten, der Islam solle sich selbst aufgeben. Ich kann mir den eingangs erwähnten Vorbehalt Klapperts nur so zu eigen machen. Ist er wirklich so gemeint?

Ich halte das übrigens für das mir schier unlösbar erscheinende Problem des unbedingt notwendigen interreligiösen Dialog oder des Trialogs. Von der Bibel aus betrachtet, sehe ich nur die Möglichkeit den Islam im Konzept der noachidischen Ethik unterzubringen.

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