Kirchliche Reaktionen auf den Angriff
auf die Synagoge in Halle am 9.10.2019

An der Eingangstür zum Synagogengelände in Halle sind die Einschusslöcher durch den Attentäter zu sehen. (Foto: REUTERS)


Sehr geehrter Herr Privorozki, sehr geehrte Damen und Herren der jüdischen Gemeinde in Halle,

mit großer Bestürzung und Trauer hören wir vom Anschlag auf Ihre Gemeinde in Halle mitten am heiligsten aller Tage, dem Jom Kippur. Unser Mitgefühl gilt den Familien der Ermordeten und Ihnen allen, die Sie am Tag der Versöhnung in einen Raum des Hasses und der Zerstörung gestürzt worden sind. Der Angriff auf Sie ist zugleich ein Angriff auf das aller engste Band zwischen Juden und Christen und allen Menschen, die guten Willens sind. Wir wollen und werden uns nicht damit abfinden und bekräftigen unsere Freundschaft und Verbundenheit miteinander. Der Gruß an Jom Kippur gewinnt in diesen Stunden noch viel mehr an Hoffnungsgehalt und trotziger Widerstandskraft gegenüber allem Böse: gmar chatima tova.

Herzlichst
Klaus Müller, Vorsitzender der Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden
9.10.2019


Sehr geehrter, lieber Herr Privorozki,

Fassungslos habe ich von den Attentaten in Halle gehört: vom Mord und dem Angriff auf die Synagoge und den jüdischen Friedhof. Ehrlich gesagt fehlen mir die Worte. Ich will dennoch mein Mitgefühl und Solidarität laut werden lassen.

An Jom Kippur, dem Tag der Versöhnung, ist der Haß wieder einmal stärker als die Versöhnung. Wie oft in der Geschichte musstet Ihr das erfahren. Wieder einmal wurde die jüdische Gemeinde angegriffen und das aus nur einem Grund, weil ihr Juden seid. Dieser Angriff ist unerträglich.

Und auch wenn es ein Angriff auf die jüdische Gemeinde war, sollt Ihr wissen: dieses Mal lassen wir euch nicht allein! Wir stehen als Kirche und Christen an Eurer Seite. Wir stoßen euch nicht weg, wir öffnen unsere Arme, wir sind bei euch! Das sollt Ihr wissen!

gmar chatima tova 

Sehr herzlich und in Verbundenheit und heute auch in Vertretung unserer Landeskirche

Teja Begrich I Pfarrer I Beauftragter für den christlich-jüdischen Dialog in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland I
9.10.2019


Wir verurteilen den feigen und niederträchtigen Angriff auf die jüdische Gemeinde in Halle

Mit Entsetzen und Bestürzung müssen wir die Nachrichten von dem feigen und niederträchtigen Angriff auf die jüdische Gemeinde in Halle zur Kenntnis nehmen. Während die Mitglieder der Gemeinde zum Gebet am Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, versammelt waren, versuchte der Angreifer sich mit Schüssen und Molotowcocktails gewaltsam Zugang zu der betenden Versammlung zu verschaffen. Es ist unvorstellbar, was geschehen wäre, hätten die Sicherheitsvorkehrungen der Synagoge dem Angriff nicht standgehalten.

Es ist skandalös, dass an einem Feiertag wie Jom Kippur die Synagoge nicht durch die Polizei geschützt war.

Dieser hinterhältige Angriff muss uns alle in unserem Land wachrütteln. Wir tragen alle Verantwortung dafür, dass in den Stadtteilen unserer Städte und in allen Landkreisen entschlossen jeder Judenfeindschaft entgegengetreten wird! Wir dürfen nicht zulassen, dass erneut ein aggressiver Antisemitismus sich in unserem Land breitmacht. Wir fordern von den politisch Verantwortlichen, den Schutz der jüdischen Gemeinden deutlich zu verstärken.

Unser Mitgefühl gilt den Todesopfern, ihren Angehörigen und den Verletzten.

Bad Nauheim, den 9. Oktober 2019
Präsidium des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit


Aufruf: Antisemitismus Erinnern – Antisemitismus bekämpfen

Der Anschlag von Halle am Jom Kippur 5780 zielt auf das Herz der jüdischen Gemeinschaft. Antisemitische Handlungen sind Straftaten und sie sind eine Sünde gegen Gott, wie der ökumenische Rat der Kirchen 1948 formulierte.
Politik und Zivilgesellschaft  - und zu ihr zählen die Kirchen - haben die Aufgabe Antisemitismus entschieden entgegenzutreten und zu bekämpfen.  Mit polizeilichen Maßnahmen, wie einem hinreichenden Schutz von Synagogen und jüdischen Institutionen. Mit Bildungsmaßnahmen in Schulen: hierzu gehört die Befähigung von Lehrer*innen mit Antisemitismus im Klassenzimmer und auf dem Pausenhof umzugehen. Und mit solidarischen Handlungen der Kirchen, so dass deutlich wird. Eine Christin, ein Christ kann kein Antisemit sein und Christ*innen stehen solidarisch an der Seite der jüdischen Gemeinschaft. Dies ist zu bekräftigen: immer wieder neu.
Begegnung-Christen und Juden. Niedersachsen e.V. ruft dazu auf, den Gottesdienst am  Sonntag, den 10. November unter das Motto zu stellen Antisemitismus erinnern – Antisemitismus bekämpfen. Antisemitismus erinnern – das heißt an die Zerstörung der Synagogen vom 9. -10. November 1938 zu erinnern. Antisemitismus bekämpfen, das heißt in Wort und Tag zu bezeugen und Zeichen zu setzen, dass Antisemitismus Sünde und Häresie sind.
Entwürfe diesen Gottesdienst zu feiern finden sich in dem neuen Perikopenbuch der EKD, wie auch bei den Arbeitsstellen für Kirche und Judentum der Landeskirchen, so z.B. beim Arbeitsfeld Kirche und Judentum im Haus kirchlicher Dienste.
https://www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/judentum/Angebote-und-Materialien
Berichten Sie über Ihren Gottesdienst: in der Presse, auf Instagram. Informieren Sie uns unter oef@Begegnung-christen-juden.de. Wir erstellen eine Landkarte mit den Orten der Gottesdienste.
Begegnung-Christen und Juden. Niedersachsen e.V. widmet sich seit 1982 der Begegnung mit Juden und Judentum: durch Vorträge, Ausstellungen, Studienreisen und Projekte in vielen Kirchengemeinden in Niedersachsen.

BCJ Niedersachsen e. V. Archivstr. 3 30169 Hannover
11.10.2019


Sehr geehrter Herr Neumann,

sehr geehrte Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Darmstadt,

mit großem Entsetzen habe ich die Nachrichten von dem furchtbaren Anschlag auf die jüdische Gemeinde in Halle zur Kenntnis nehmen müssen. Am höchsten jüdischen Feiertag, am Jom Kippur, versuchte der Täter sich gewaltsam Zugang zur Synagoge zu verschaffen, während die Mitglieder der jüdischen Gemeinde zum Gebet versammelt waren. Es ist nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn die gesicherte Tür dem Angriff nicht standgehalten hätte. Mit meinen Gedanken, meinem Mitgefühl und meinen Gebeten bin ich bei den Angehörigen der Opfer, bei den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Halle und auch bei Ihnen, den Mitgliedern der jüdischen Gemeinden in Limburg, Gießen, Bad Nauheim, Frankfurt/Offenbach, Mainz und Darmstadt, die in unserem Kirchengebiet liegen.

Den Angriff in Halle verurteilen wir als Evangelische Kirche auf das Schärfste! Zusammen mit möglichst vielen weiteren gesellschaftlichen Kräften werden wir weiterhin entschieden auf alle Anzeichen von Judenfeindschaft reagieren. Wir stellen uns energisch allen Versuchen entgegen, Antisemitismus in unserem Land zu bagatellisieren.

Wir bekräftigen, was Kirchenpräsident Dr. Volker Jung Ihnen als Gruß zum diesjährigen Neujahrsfest geschrieben hat: „Als evangelische Kirche setzen wir uns dafür ein, dass sich jüdisches Leben in unserer Region in Frieden weiterhin gut entwickeln kann und dass die Kirchengemeinden eine gute Nachbarschaft zu den jüdischen Gemeinden weiter aufbauen und pflegen.“

Als Christinnen und Christen fühlen wir uns Ihnen in besonderer Weise verbunden. Zudem sind Sie als einzelne Menschen und als Gemeinden ein willkommener und selbstverständlicher Teil der Gesellschaft in diesem Land, dessen kulturelle und geistliche Vielfalt Sie bereichern. Dass das selbstverständlich ist und bleibt, dafür stehen wir ein.

Freundliche Grüße
Ulrike Scherf, Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN
11.10.2019

Hinweis d. Red.:
Ein gleichlautender Brief ging an alle jüdischen Gemeinden im Gebiet der EKHN
.


Einstehen gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit

Kirchen rufen für Sonntag, 13. Oktober, 18 Uhr, zur Mahnwache vor der Synagoge auf

Zu einer Mahnwache vor der Synagoge am Sonntag, 13. Oktober, dem jüdischen Laubhüttenfest, rufen das Evangelische Dekanat Darmstadt-Stadt, das Katholische Dekanat Darmstadt, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Darmstadt (ACK) und die Gesellschaft für Christliche-Jüdische Zusammenarbeit auf. Beginn ist um 18 Uhr in der Wilhelm-Glässing-Straße 26, in Darmstadt.

Gemeinsame Stellungnahme:
„Wir trauen um die Menschen, die in Halle getötet wurden. Wir fühlen mit den Angehörigen und den Menschen, die in Schrecken versetzt wurden. Wir verurteilen antisemitische Hetze und Gewalt aufs Schärfste. Jüdinnen und Juden müssen ihren Glauben in Freiheit und ohne Angst leben können. Wir rufen dazu auf, im Alltag gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einzustehen! Als Zeichen der Solidarität mit unseren jüdischen Glaubensgeschwistern laden wir zu einer Mahnwache am kommenden Sonntag, dem Laubhüttenfest, um 18 Uhr vor der Synagoge in Darmstadt ein.“

Evang. Dekanat Darmstadt-Stadt,
11.10.2019


Solidarität mit jüdischer Gemeinde

Wiesbaden. Das Evangelische Dekanat Wiesbaden hat sich in einem Brief an die Jüdische Gemeinde Wiesbaden erschüttert über den Anschlag in Halle gezeigt und der Gemeinde die Solidarität der evangelischen Kirche zugesichert. „Jede Form des Antisemitismus ist ein Angriff auf die Grundlagen auch unseres Glaubens“, so der stellvertretende Dekan Matthias Welsch. Die evangelischen Kirchengemeinden werden ihre Solidarität zur jüdischen Gemeinde auch am Sonntag in den Gottesdiensten zeigen und um Schutz und Bewahrung für die jüdische Gemeinde bitten.

Evang. Dekanat Wiesbaden
11.10.2019


Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim Deutschen Evang. Kirchentag

zum Text

10.10.2019

 

 


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