Trauer und Dankbarkeit
Nachruf auf Martin Stöhr

Martin Stöhr ist gestorben. Noch ein wenig ungläubig schreibe ich diese Worte. Seit ich in der hessen-nassauischen Kirche die Leitung des damaligen „Ev. Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau“  übernahm, waren die Begegnungen mit Martin Stöhr im Arbeitskreis und darüber hinaus vielfältig und äußerst bereichernd.

Martin Stöhrs Tod macht mich, macht uns alle sehr traurig. Und er wird uns fehlen, uns allen, die wir im christlich-jüdischen Dialog mit ihm verbunden waren. Doch diese Trauer und dieser Verlust verbinden sich zugleich mit großer Dankbarkeit für all die Jahre, die wir mit ihm zusammen arbeiten durften, auf welchen Ebenen auch immer.

Bis zuletzt hat Martin Stöhr reges Interesse an der Arbeit von „ImDialog - Ev. Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau“ gezeigt, seine Sorgen über theologische Entwicklungen, die immer noch lebendige Israelvergessenheit christlicher Theologie und Praxis geäußert und sich auch den schwierigen Fragen nach Frieden und Menschenrechten im Nahostkonflikt gestellt. Wir dürfen ihn als Vorbild in Erinnerung behalten und seine Geradlinigkeit als Maßstab für eigenes Handeln nehmen.

Martin Stöhr hat fast von Anfang an, also seit den 1950iger Jahren unserem Arbeitskreis, bald nach dessen Gründung im Jahr 1952/53 angehört. Er blieb dieser Arbeit über alle Jahrzehnte hin verbunden, gleichgültig welche anderen Funktionen er in Theologie und Kirche übernahm. Ihm war es wichtig, dass die Ergebnisse des christlich-jüdischen Gesprächs, wie sie bei Kirchentagen oder auf der Ebene der EKD oder an den Universitäten erarbeitet wurden, bis in die Kirchengemeinden vor Ort hinein getragen werden. Er sah hier die besondere Aufgabe des landeskirchlichen Arbeitskreises und förderte dies nach Kräften.

Eine Konsequenz dieses Selbstverständnisses war seine Bereitschaft, in seiner Zeit als Akademiedirektor gemeinsame Tagungen von Arbeitskreis und Akademie in der Ev. Akademie Arnoldshain durchzuführen. Die Themen reichten u.a. von der Trinitätslehre und christologischen Fragen über Informationstagungen über das Judentum bis hin zu Seminaren über die jüdischen Wurzeln des christlichen Gottesdienstes.

Gesprächspartner blieb Martin Stöhr auch in den Zeiten des Ruhestandes. Auf Tagungen und auch in Sitzungen des Arbeitskreises war er immer wieder ein gern gesehener Gast, Mitwirkender und Gesprächspartner. Seine zurückhaltende, aber beständige Präsenz wird uns allen fehlen. Aber gerade weil wir spüren, welche Lücke Martin Stöhr in unseren Reihen, aber sicher auch in vielen anderen Kreisen hinterlässt, spüren wir Dankbarkeit dafür, dass wir über all die Jahre mit ihm zusammen arbeiten durften.

Dr. h.c. Ulrich Schwemer
für ImDialog, Evang. Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau
6.12.2019

Martin Stöhr auf der Klausurtagung von ImDialog im Februar 2013, neben ihm Ulrich Schwemer; Foto: HGV


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