Verlautbarungen von ImDialog

Erklärung zum Angriff auf Israel 10.10.2023

Kommentar zum amerikanischen Kirchenpapier über Trumps Nahostplan Feb.2020

70 Jahre Staat Israel - Feiern und Nachdenken Mai 2018

Judenmission und Israelsonntag, Nov. 2015

Nahost-Konflikt, 2009 pdf-Faltblatt

Israel-Palästina-Konflikt, Okt. 2002 pdf-Faltblatt

Auf Informationsreise in Israel, April 2002

Unzulässige Vermischung von religiösen und politischen Argumenten
Kommentar von Andrea Thiemann vom 27.2.2020 zum amerikanischen Kirchenpapier „A Joint Statement in Response to the US 'Peace to Prosperity' Proposal" über Trumps Nahostplan

1. Verständlicherweise ist es für die beiden amerikanischen Kirchen wichtig deutlich zu machen, dass nicht alle amerikanischen Christ*innen und Kirchen hinter Trumps Plänen für Nahost stehen.

2. Ich teile die von der United Church of Christ und der Christian Church formulierte Skepsis, dass der Trump Plan “Peace to Prosperity” einen ernstzunehmenden Versuch einer Konfliktlösung in Israel/Palästina darstellt. Auch ihre Kritik an den Annextionsplänen in der Westbank und der Deklarierung Jerusalems nur für Israel halte ich für berechtigt.

3. Andererseits frage ich mich, in wieweit eine gebetsmühlenartige Wiederholung der immer gleichen Vorwürfe gegen den Staat Israel und damit die einseitige Zementierung der Täter/Opfer Rollen durch die beiden Kirchen einer Konfliktlösung zuträglich sein sollte?

4. Mit ihrer Stellungnahme machen sich die beiden amerikanischen Kirchen zu „Anwältinnen“ des palästinensischen Volkes und kritisieren u.a., dass von der Trump Administration keine palästinensischen Stimmen bei der Entwicklung des sogenannten „Friedensplans“ gehört wurden. Hier liegt vermutlich eine der Kernproblematiken der politischen Situation: Wer spricht „repräsentativ“ für das palästinensische Volk und wird auch von diesem als verbindlicher Repräsentant anerkannt? Ohne verlässliche Gesprächspartner*innen, die Vereinbarungen auch durchsetzen können, sind sicherheitsrelevante Fragen schwerlich zu verhandeln. Gern übersehen wir die Rolle des Irans in Nahost. Eine friedliche Lösung in Israel/Palästina ist ohne einen sehr kritischen Blick auf den politischen und vor allem finanziellen Einfluss des Irans auf palästinensische Akteure nicht mehr diskutierbar! Erklärtes Staatsziel des Iran ist nach wie vor die Auslöschung des israelischen Staates.

5. Die beiden christlichen Kirchen nehmen Stellung zu einer politischen Situation und argumentieren gleichzeitig auf politischer und religiöser Ebene,  was meiner Meinung nach, zu einer unzulässigen Vermengung führte.

Drei Beispiele:  

a) Die gemeinsame Stellungnahme der United Church of Christ und der Christian Church beginnt mit einigen Versen aus einem Psalm Davids, also Worten, mit denen das jüdische Volk seit Jahrtausenden bis auf den heutigen Tag zu Gott betet. Mit diesen Worten beten heute auch Christ*innen zu Gott, aber eben nur „auch“! Das Psalmgebet wird an dieser Stelle einseitig instrumentalisiert als „Hilferuf“ des „palästinensischen Volkes“.

b) Menschliches Handeln bleibt menschliches Handeln und ist als solches zu kritisieren, wenn es z.B. die Menschenrechte und/oder internationales Recht verletzt. Es ist eine gefährliche und unlautere Argumentationsweise, Gottes Gerechtigkeit in politisches Handeln hinein zu interpretieren oder eben auch nicht, wie hier in der Stellungnahme: „We do not see God’s justice in it.“

c) Am Ende der Stellungnahme bleibt die Frage offen, wer gemeint ist mit „God’s people“? Volk Gottes ist und bleibt zunächst das jüdische Volk, also selbstverständlich auch jüdische Israelis, und erst viel später kamen die „christlichen“ Völker hinzu. Wenn Juden, Christen und Muslime an den einen Gott glauben, dann sind auch muslimische Menschen „God’s people“. Diese Vorstellung lässt sich über den Schöpfungsgedanken selbst auf alle Menschen erweitern. Wozu also dient die Aussage und welche Absicht verfolgt das vorliegende Statement damit?

6. Auf politscher Ebene wünsche ich mir, die Weltgemeinschaft würde sich darum bemühen, sämtliche Versuche politisch und/oder religiös motivierter Einflussnahme von außen auf die sogenannten Konfliktparteien in Israel/Palästina zu unterbinden, sei es von amerikanischer, iranischer oder sonst einer Seite.

7. Auf religiöser Ebene wünsche ich mir eine kritische Selbstreflexion christlicher Kirchen, warum sie sich in besonderem Maße dazu berufen fühlt, sich zur Führsprecherin palästinensischer Christ*innen machen zu müssen bzw. den jüdischen Staat Israel einseitig auf die „Täterrolle“ festzuschreiben.

zum englischen Originalwortlaut des Kirchenpapiers vom 31.1.2020

70 Jahre Staat Israel – ein Grund zum Feiern und zum Nachdenken

Dass es nach den schrecklichen Verbrechen der Schoah seit 1948 einen jüdischen Staat auf dem Boden der Geschichten der Bibel gibt, ist ein Zeichen der Hoffnung für das im Laufe seiner Geschichte immer wieder verfolgte jüdische Volk Gottes und für alle, die an echter Solidarität mit jüdischen Menschen interessiert sind.

Der Staat Israel wird für Jüdinnen und Juden weltweit als ein vitales und belebendes Zentrum jüdischer Kultur und Spiritualität wahrgenommen und erlebt.

Gleichzeitig macht dieses Jubiläum bewuss , dass der Staat Israel seit nunmehr 70 Jahren inmitten einer ihm größtenteils feindlich gesonnenen Umwelt lebt und so immer noch bedroht ist. Daran haben viele, auch von kirchlicher Seite unterstützte und von Gebeten und Gottesdiensten begleitete Friedensinitiativen nichts ändern können. Zudem dauert die Besatzung palästinensischer Gebiete durch den Staat Israel seit dem sogenannten Sechstagekrieg 1967 mit Gewaltaktionen auf beiden Seiten an. Die jüngsten, teils blutigen Zwischenfälle an der Grenze zwischen Israel und dem Gaza-Streifen haben dies wieder gezeigt. Beides, Besatzung und Bedrohung, gehören zur gegenwärtigen Situation Israels.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und der in ihrem Kirchengebiet engagierte Evangelische Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch, ImDialog, versuchen daher mit der Unterstützung verschiedener Projekte in Israel Prozesse der Annäherung, des Dialogs, der Verständigung und des gegenseitigen Kennenlernens zwischen Muslimen und Juden, Palästinensern und Israelis zu fördern. Diese Projekte sind kleine, aber wichtige Zeichen der Hoffnung in einem Staat, dessen Fortbestand für Juden und Christen wichtig ist und bleibt.

Gerade die jüngsten Fälle antisemitischer Gewalt und die Verunglimpfung von jüdischen Menschen bis hin zur Schmähung von jüdischen KZ-Insassen durch mit einem Preis ausgezeichnete Rapper in Deutschland bedrückt und wirkt alarmierend. Beides zeigt: Die von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und ihrem Arbeitskreis ImDialog vertretenen Bildungs-, Dialog- und Ausstellungsangebote zu wichtigen christlich-jüdischen Themen sind nach wie vor wesentlich, um mitten in unserer Gesellschaft den Austausch und das Miteinander von christlichen, jüdischen, muslimischen und konfessionslosen Menschen aller Generationen zu fördern. Denn: Nur wer miteinander redet und voneinander lernt, verlernt, sich gegenseitig zu verachten oder zu hassen.

Für ImDialog, den Evangelischen Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch
in Hessen und Nassau, im Mai 2018
Pfarrerin Andrea Thiemann, Vorsitzende

Antwort auf den Kommentar von Rabbiner Joel Berger „Einspruch“, Jüdische Allgemeine Nr. 46/15 vom 12. November 2015

In seinem Artikel über die Judenmission hat Rabbiner Joel Berger über ein Thema geschrieben, das auch viele evangelische Christinnen und Christen, die im christlich-jüdischen Dialog engagiert sind, immer wieder beschäftigt. Doch gerade weil das so ist, war es ImDialog, dem evangelischen Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau, wichtig, einen Kommentar zu diesem Artikel aus innerevangelischer Sicht zu verfassen. Nur durch mehr Transparenz im Hinblick auf den letzten Absatz des Artikels können eventuelle Missverständnisse zukünftig aus dem Weg geräumt werden.

Der „Jerusalemsonntag“, der im Artikel von Rabbiner Joel Berger erwähnt wird und der früher „Gedenktag der Zerstörung Jerusalems“ genannt wurde, ist ein Sonntag, der in zeitlicher Nähe zum jüdischen Gedenktag der Zerstörung des ersten Tempels am 9. Aw liegt. Die damaligen Gebete, Lesungen und Predigttexte wollten tatsächlich zeigen, dass die christliche Kirche das Judentum als Volk Gottes abgelöst hat.

Dass aber in den evangelischen Kirchen seit 1945 ein theologisches Umdenken stattgefunden hat, lässt sich gerade an der veränderten Gestalt dieses Sonntags erkennen. Dieser trägt heute den Namen „Israelsonntag“. Zentraler Inhalt ist zwar noch immer die christliche Verhältnisbestimmung zum Judentum. Inhaltlich stehen jedoch die bleibende Erwählung Israels und die Verbundenheit von Christen und Juden im Vordergrund. Dabei geht es auch darum, die antisemitischen und antijudaistischen Anteile in der eigenen theologischen Tradition zu analysieren und in Gebeten die Mitschuld der Christinnen und Christen an der Schoah zu benennen. Letzteres drückt sich z.B. darin aus, dass in vielen evangelischen Kirchen an diesem Tag die liturgische Farbe der Buße (lila) aufgehängt wird. Als ein möglicher Predigttext (Mk 12, 28-34) wird das Gespräch Jesu mit einem jüdischen Schriftgelehrten über das höchste Gebot empfohlen. In diesem Text über das sog. „Doppelgebot der Liebe“ zitiert Jesus das Schma Jsrael und bekennt sich damit zu seiner jüdischen Religion. Weder Judenmission noch „Genugtuung über Jerusalems Untergang“ finden darin einen Ausdruck!

Der Arbeitskreis ImDialog bietet für diesen Sonntag gesonderte Gottesdienst- und Orientierungshilfen an, um Pfarrerinnen und Pfarrer vor Ort in ihren Gemeinden für die Verbundenheit der christlichen Kirche mit dem Judentum zu sensibilisieren und die bleibende Treue Gottes zu seinem Volk Israel zu betonen.

ImDialog, im November 2015 (dieser Beitrag wurde als Leserbrief an die Jüd. Allgemeine geschickt und dort am 3.12.2015 gekürzt veröffentlicht).

zum Originalbeitrag von Joel Berger in der JA Nov. 2015

Erklärung der EKD Synode zur Judenmission vom Nov. 2016

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Auf Informationsreise in Israel

Der Vorstand des "Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau" unter Leitung von Pfarrer Ulrich Schwemer, Heppenheim, besuchte vom 2. bis 9. April 2002 Israel. Dem Vorstand gehören an: Pfarrerin Silke Alves, Pfarrer Rudolf Weber, beide Frankfurt, Pfarrer Otto Schenk, Wiebelsbach und Studienrat Hans-Georg Vorndran, Büttelborn. Dem Vorstand war es wichtig, den jüdischen wie den arabischen Freunden in Israel seine Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen.

Nahezu tägliche Meldungen über Selbstmordanschläge palästinensischer Attentäter und über Gegenschläge Israels ließen den Arbeitskreis schon seit längerer Zeit geplante Gruppenfahrten nach Israel absagen. Bestimmt von der Nachrichtenlage in Deutschland, die eine das ganze Land prägende Kriegssituation erwarten ließ, wurden die Vorstandsmitglieder in rund 20 Begegnungen und Gesprächen auch von einer anderen Wirklichkeit überrascht: Zwar waren alle Gespräche ohne Ausnahme von der schier ausweglosen Situation in dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern in der Westbank und im Gazastreifen bestimmt. Dennoch unerwartet war der eindeutige Wille sowohl der israelischen jüdischen wie arabischen Gesprächspartner, gemeinsame Projekte der Friedens- und Sozialarbeit trotz der gegenwärtigen Spannungen aufrecht zu erhalten. So begegnete der Vorstand einer lebendigen, dynamischen und offenen Arbeit eines Community-Centers in Akko und weiterhin aktiver Projekte des Leo-Baeck-Erziehungszentrums in Haifa mit arabischen und jüdischen Kindern, Jugendlichen und Familien.

Selbst in dieser Zeit verzichten Menschen nicht auf Visionen einer neuen Epoche nach dem Krieg. Es war allerdings nicht zu übersehen, dass die Erwartungen von Juden wie von Arabern sehr unterschiedlich waren, da sie die Gründe für den Konflikt unterschiedlich sehen. Alle waren sie persönlich betroffen, ob sie von Unrecht während der Aktionen der israelischen Armee berichteten oder vom Tod der Schülerin Edi Schiran und den schweren Verletzungen ihrer Eltern - die Mutter ist Lehrerin an der Leo-Baeck-Schule: Sie alle hatten in dem Cafe in Haifa gesessen, auf das in der Pessachwoche ein Selbstmordattentat verübt wurde.

In Anbetracht der Fülle der Anschläge im ganzen Land sprach der neue deutsche Propst der evangelischen Erlöserkirche in der Jerusalemer Altstadt, Martin Reyer, von einem "Kreuzweg der Attentate", den die Menschen inzwischen in Jerusalem und anderswo gehen müssen.

Wurden die Vorstandmitglieder auf der einen Seite durch die Begegnungen zwischen Akko und Beer Schewa, Tel Aviv und Jerusalem durch den Willen zur Fortsetzung der Versöhnungsarbeit ermutigt, so mussten sie auf der anderen Seite feststellen, dass es aus den Kriegsgebieten keine verlässlichen Nachrichten gibt. Bilder im Fernsehen verlieren ihre Beweiskraft durch gegensätzliche Deutung. Berichterstatter sind auf die Informationen angewiesen, die sie per Telefon erhalten und die bis in die Wortwahl vom jeweiligen Interesse des Informanten bestimmt sind.

Hoffnung auf Lösungen des Konfliktes im Ganzen konnte der Vorstand des Evangelischen Arbeitskreises kaum ausmachen. Zu hoffen aber bleibt, dass die vielen kleinen Zeichen von Verständigung und Kooperation eines Tages auch in der Politik wieder Einzug halten. 10.4.2002

Einen ausführlicheren und bebilderten Bericht lesen Sie hier

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