Informationen aus Israel

von Michael Krupp, z.Z. Belgrad

 

Kreuzfahrerkirche kein Teil von Talmudhochschule

Der Richter des Obersten Gerichts in Israel, Salim Jubran, hat den Staat davor gewarnt, die deutsche Kreuzfahrerkirche im jüdischen Viertel der Jerusalemer Altstadt in den Händen der Talmudhochschule (Jeschiva) "Esh Hatora" zu belassen. Jede Veränderung der Baukonstruktion der mittelalterlichen Kirchenruine werde scharfen Protest von vatikanischer Seite und Deutschland hervorrufen. Die Hochschule hatte geplant, dort ein Gästehaus zu errichten.

Vor fünf Jahren hatte die Entwicklungsgesellschaft des jüdischen Viertels in der Altstadt die Kirchenruine "Kirche und Herberge der Heiligen Maria und der deutschen Ritter" der Talmudhochschule überlassen. Diese hatte als erste Maßnahme das Gelände geschlossen und eine Mesusa, einen jüdischen Türsegen, am Eingang anbringen lassen. Auf heftige Proteste aus dem Ausland, unter anderem vom katholischen deutschen Ritterorden war das Gelände für Besucher wieder geöffnet und die Mesusa entfernt worden.

Die Kirchenruine ist das einzige Wahrzeichen in Jerusalem, das sich vom deutschen Ritterorden erhalten hat. Gerichte haben inzwischen entschieden, dass das Gelände nicht verändert werden darf. Die Talmudhochschule weigert sich aber, den Verkauf rückgängig zu machen. Jetzt ist die Jerusalem Stiftung vor das Oberste Gericht gegangen und fordert die zwangsweise Annulierung dieses Geschäfts. Der Staat hat jetzt noch einmal eine Frist erhalten, die Sache zu überdenken.

Kontroverse Diskussion über Heilige Stätten

In Haifa und in dem arabischen Großdorf Baka Al-Garbie ist eine zweitägige internationale Konferenz zum Thema "Konfrontation und Co-Existenz an den Heiligen Stätten - Religiöse, politische und rechtliche Aspekte im israelisch-palästinensischen Kontext" zu Ende gegangen. Die Konferenz wurde unter anderem von der Israel Interfaith Association getragen. Die über vierzig Referentinnen und Referenten diskutierten teilweise sehr kontrovers die Situation um die Heiligen Stätten. In der israelischen Presse wurde besonders der Vertreter des Vatikans, Monseigneur David Jaeger, erwähnt, der die alte Forderung nach einer Internationalisierung Jerusalem erhob, eine Forderung, die der Vatikan seit Jahren nicht mehr erwähnt hat.

Jaeger, ein vom Judentum konvertierter Christ, wusste nicht viel Gutes über die Haltung Israels und der palästinensischen Verwaltung in Betreff Heiliger Stätten zu berichten. Beide seien unfähig, sie, wie das Gesetz es vorschreibt, zu verwalten, deshalb müsse die alte UNO-Resolution von 1947 endlich verwirklicht werden, die eine Internationalisierung Jerusalems vorsieht. Auch andere Gesprächspartner machten es den Zuhörern nicht leicht. Palästinenser, wie der Präsident der christlich-islamischen Gruppe El Lika, Giryis Khouri, beschuldigte die Israelis, Kirchen entweiht zu haben, auch noch nach 1948. Jüdische Sprecher bemängelten das fehlende Feingefühl für die jüdische Vergangenheit auf dem Jerusalemer Tampelberg.

Interessanter waren die Analysen der Konflikte um die Heiligen Stätten und der Versuch, die Ursachen dafür zu ergründen, denn dies seien zugleich die Ursachen für den israelisch-palästinensischen Konflikt überhaupt. Jitzhak Reiter vom Jerusalem Institut für Israel-Studien, einer der Organisatoren der Konferenz, schilderte an zwei Beispielen, den Patriarchengräbern in Hebron und dem Samuel-Grab nördlich von Jerusalem wie unterschiedlich die Konfliktsituation verlaufe, die erste fühte zur totalen Konfrontation, die andere zu einer gemeinsamen Verehrung von Juden und Arabern der allen gleich wertvollen Heiligen Stätte.

An einer Fülle von Einzeldarstellungen der Konflikte um Heilige Stätten im nahöstlichen Raum wurde herausgestellt, dass die staatlichen Organe, die israelischen wie die palästinensischen, durch Nichterkennung der sich anbahnenden Probleme Konflikte nicht beseitigt, sondern eher geschaffen haben. Dass die Konferenz in einer jüdisch-arabischen Stadt, in der Universität in Haifa, und in einem rein moslemischen Großdorf, in einer moslemisch-theologischen Hochschule, abgehalten werden konnte, wurde von einigen Besuchern als hoffnungsvolles Zeichen für die Zukunft angesehen. Eine weitere Vernachlässigung der Fragen um die Heiligen Stätten, die schon einmal den Friedensprozess in Camp David II zum Scheitern gebracht haben, könnte das Zusammenleben der Menschen in diesem Raum noch mehr gefährden als dies ohnehin schon der Fall sei.

Dietrich Bonhoeffer nicht als "Gerechter der Völker" anerkannt

Das Oberste Gericht hat eine Entscheidung der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem bestätigt, den evangelischen Theologen und Märtyrer, Dietrich Bonhoeffer, der am 9.4. 1945 im KZ Flossenbürg von den Nazis wegen seines Widerstandes gegen das Naziregime hingerichtet wurde, nicht als "Gerechten der Völker" anzuerkennen, da er die strikten Vorschriften für die Vergabe des höchsten Prädikats des Staates an Nichtjuden nicht erfülle.

Als "Gerechter der Völker" wird jemand anerkannt, der unter eigener Lebensgefahr Juden in der Zeit des Dritten Reichs gerettet hat. Zwar habe Bonhoeffer eine Jüdin, Charlotte Friedenthal, ins Ausland gebracht und so gerettet, dies sei aber nicht unter Lebensgefahr für Bonhoeffer selbst geschehen, außerdem sei Frau Friedenthal Judenchristin gewesen. Yad Vashem erkennt die Rettung von Judenchristen nicht an, weil nicht klar ist, ob die betreffende Person als Jude oder als Christ gerettet worden ist.

Fund einer jüdischen Siedlung

In der Nähe des Flüchtlingslagers Shuafat nördlich von Jerusalem an der alten Römerstraße von Jerusalem nach Neapolis (Nablus) haben Archäologen eine jüdische Siedlung ausgegraben, die in der Zeit zwischen den beiden Aufständen, der Revolte gegen Rom (67-70 n.Chr.) und dem Bar-Kochba-Krieg (133-135) bestand. Bisher hatte man angenommen, dass die Römer im Großraum Jerusalem den Verbleib von Juden nicht gestattet haben. Die aufgefundene Siedlung ist 4 km von der Jerusalemer Altstadt entfernt.

Der jüdische Charakter wurde auf Grund aufgefundener Steingefäße, wie sie nur von Juden wegen der strikten Reiheitsbestimmungen benutzt wurden, festgelegt. Die jüdische Gemeinschaft war vermutlich im Dienst der in der Nähe stationierten römischen Armee. Aufgefundene Krüge von aus dem Ausland importierten Wein weisen nach Ansicht der Archäologen auf einen gewissen Reichtum der jüdischen Bevölkerung hin.

Staatempfang für die christlichen Kirchen ohne christliche Respons

Zum ersten Mal in der Geschichte des Staates hat der traditionelle Neujahrsempfang für die Oberhäupter der christlichen Kirchen in Israel ohne christliche Respons stattgefunden. Der Staatspräsident sprach und lud darauf zum Empfang ein. Die christliche Respons blieb aus, um einen Affront zu vermeiden. Der christliche Vertreter, der auf die Rede des israelischen Präsidenten zu antworten hat, ist traditionell der griechisch-orthodoxe Patriarch als Vertreter der alteingesessenen Kirche in Israel/Palästina. Der war aber als Patriarch nicht eingeladen, weil vom Staat nicht anerkannt, so unterblieb die Rede und die Blamage.

Erschienen war der von der Kirche abgesetzte Patriarch, Ireneos I, in vollem Ornat und in Begleitung einer kleinen Schar von Getreuen. Alle anderen Griechen hatten die Zeremonie geschnitten, so auch der neu gewählte Patriarch, Theophilos III, der nur als "Bischof" eingeladen worden war.

Irineos I war Anfang des Jahres von der Synode des unabhängigen Patriarchats von Israel, Jordanien und Palästina abgesetzt worden, weil ihm vorgeworfen wurde, heimliche Bodengeschäfte mit einer jüdischen Gruppe getätigt zu haben. Dies bestreitet der Patriarch bis auf den heutigen Tag und kämpft um seine Rehabilitierung. Aber außer Israel haben alle anderen involvierten Staaten, außer Jordanien und die palästinesische Verwaltung auch Griechenland und der ökumenische Patriarch von Konstantinopel (Istanbul) die Absetzung von Irineos und die darauf erfolgende Wahl von Theophilos anerkannt.

Wenn diese Affäre auch das Hauptgespräch unter den eingeladenen Kirchenobehäuptern war, öffentlich zur Sprache kam sie nicht. So blieb zur Diskussion die Rede des Staatspräsidenten, Mosche Katzav, die sich hauptsächlich mit dem Chaos in der palästinensischen Verwaltung und der Bereitschaft Israels, zu einem Frieden mit den Palästinensern zu kommen. Der Präsident nannte das Oslo Abkommen von 1993 und den Abzug aus Gaza im letzten August als deutliches Zeichen der Friedensbereitschaft von Israels Seite. Er lobte Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas, warnte aber vor zunehmendem Terror und Chaos in den palästinensischen Gebieten.

Die palästinesischen Vertreter hörten mit stummer Miene der Rede des Präsidenten zu, begannen aber eine heftige Diskussion mit dem Präsidenten nach Abschluss des offiziellen Teils. Der lateinische Patriarch, der Palästinenser Michel Sabach, diskutierte über 5 Minuten lang aufgeregt und emotional mit dem Präsidenten und warf ihm vor, zu einseitig die Friedensliebe der Israelis gegenüber dem palästinensischen Terror betont zu haben.

Bildunterchrift zum angehängten Bild: Der Präsident des Staates Israel Moshe Katzav, stößt mit dem lateinischen Patriarchen Michel Sabach und dem abgesetzten griechisch orthodoxen Patriarchen Ireneos I auf das Neue Jahr an.

Israel befreit Feministin vom Militärdienst

Israel hat eine Rekrutin, die aus feministischen Gründen den Militärdienst verweigert, vom Militärdienst befreit als "unfähig für den Militärdienst". Adin Halili, 19, hatte erklärt, Militärdienst sei untrennbar mit sexueller Belästigung, so dass es ihr als Feministin nicht möglich sei, in der Armee zu dienen. Außerdem wolle sie sich für eine Entflechtung des Militarismus im öffentlichen Leben in Israel einsetzen. Die Befreiung kam, nachdem sie zuvor zwei Wochen für ihre Verweigerung eingekerkert war.

Wenige Christen in Israel

Rechtzeitig zum Weihnachtsfest und zum Jahresende hat das Amt für Statistik eine Aufstellung über die Anzahl der Christen in Israel, einschließlich Jerusalems, veröffentlicht. Demnach ist die Zahl der Christen absolut gewachsen, relativ zur Gesamtbevölkerung aber weiter gesunken. Es gibt 146.000 Christen in Israel, das sind 2,1 Prozent der Bevölkerung. 1949 gab es nur 34.000 Christen, sie machten aber 2,9 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. 1972 waren es 73.800, 2,3 der Gesamtbevölkerung. 119.000 Christen sind Araber, 27.000 Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion aus Polen und Rumänien, die auf Grund jüdischer Verwandter ins Land gekommen sind.

98 Prozent der Christen Israels leben in Städten. 34 Prozent der Christen und Juden sind unter 19 Jahre alt, verglichen mit 53 Prozent der moslemischen Bevölkerung. Der Bildungsgrad der Christen ist der höchste im Land und übersteigt auch den jüdischen Bevölkerungsteil. 66 Prozent der Christen haben das Abitur, bei den Juden sind es 56 Prozent und bei den Moslems und Drusen 46 Prozent.

Straße aus der Zeit Jesu entdeckt

Die Straße, die vom Siloahteich zum Tempelberg führt, ist in voller Länge ausgegraben worden. Teile der Straße, die der König Herodes gebaut hat, sind schon von Archäologen im 19. Jahrhundert entdeckt worden. Bei Abwässerungsarbeiten unterhalb des Siloahteichs wurde im vorigen Jahr der ursprüngliche Siloahteich unterhalb des jetzigen entdeckt. Der ursprüngliche Teich ist weit größer als der jetzige, der aus byzantinischer Zeit stammt. Der Teich, den Jesus im Neuen Testament erwähnt, umfasste ca. 4000 qm. In der Folge der Ausgrabungen des Teichs, die noch nicht abgeschlossen sind, wurde auch die originale Straße, die noch das Pflaster aus der Zeit Jesu aufweist, entdeckt.

In der angrenzenden Davidstadt wurden weitere wichtige Funde gemacht. Unter anderem wurden 40 Siegel aus der Anfangszeit der israelitischen Königszeit, der Könige David und Salomo entdeckt. Bisher wurden nur Siegelabdrücke aus der Ende der Zeit des Ersten Tempels, kurz vor der ersten Zerstörung Jerusalems, aus der Zeit des Propheten Jeremias, gefunden. Die Fülle der Siegel sowie das Auffinden monumentaler Bauwerke aus der frühen Königszeit belegen die wichtige Rolle, die Jerusalem seit der Eroberung durch König David eingenommen hat.

Lateinischer Patriarch gegen die Sperrmauer

Der lateinische Patriarch, Michel Sabbah, hat die Sperrmauer, die Israel zur Zeit errichtet, um sich vor palästinenischen Terroranschlägen zu schützen, als völlig nutzlos bezeichnet. In dem Dorf Abud pflanzte er an der Spitze von 1000 Demonstranten Mitte Dezember einen Olivenbaum genau an der Stelle, an der die Mauer errichtet werden soll. "Wir beten für die Beseitigung der Mauer und die Rückgabe von unserem und eurem Land", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land.

Bisher sind 35 Prozent des Sicherheitszaunes, wie Israel Mauer und Zaun bezeichnen, der einmal die gesamte Westbank umgeben soll, fertiggestellt. Palästinenser bezeichnen den Mauerbau als Landraub an den Stellen, wo er in palästinensisches Gebiet hineingeht, und als einseitige Festlegung der zukünftigen Grenzen zwischen Israel und einem palästinensischen Staat.

Gericht entscheidet für entführte Kinder

Ein israelisches Familiengericht in Beer Sheva hat die von Israel nach Italien und wieder nach Israel zurückentführten Kinder einer israelisch-italienischen Familie dem Vater zugesprochen und hat sich damit gegen die Entscheidung eines italienischen Gerichts gestellt, dass die Kinder der Mutter in Italien zugeprochen hatte.

Der Vater, ein Beduine aus dem Negev, hatte während seines Medizinstudiums in Italien seine zukünftige Frau, eine italienische Krankenschwester in der Ausbildung, kennen gelernt. Nach Ende des Studiums war das Paar vor 8 Jahren nach Israel umgesiedelt. 2002 hatte die Mutter mit den zwei Kindern der Ehe, heute 10 und 12 Jahre alt, Israel verlassen und hatte aus Italien ihrem Mann mitgeteilt, dass sie und die Kinder nicht zurückkehren werden. Gleichzeitig begann sie einen Scheidungsprozess.

Der Mann verklagte die Frau vor einem istalienischen Gericht und forderte die Rückkehr der Kinder entsprechend den Haager Konventionen ziviler Aspekte internationaler Kindesentführungen. Das Gericht entschied zugunsten der Frau und stellte fest, dass den Kindern Schaden zugeführt werde, wenn sie ohne Mutter aufwachsen müssten, da die Mutter erklärt habe, dass sie nie nach Israel zurückkehren werde.

Vor drei Monaten entführte darauf der Vater die Kinder zurück nach Israel, wo ihn das Gericht zwar der Kindesentführung beschuldigte, ihm aber gleichzeitig die Kinder zusprach und zwar unter Respektierung des Willens der Kinder. Eine Kinderpsychologin hatte herausgefunden, dass das Mädchen unter keinen Umständen nach Italien zurückkehren und der Bruder sich nicht von seiner Schwester trennen wollte.

Lautes Bibelvorlesen Abiturfach

Das israelische Erziehungsministerium hat entschieden, dass lautes Bibelvorsingen, wie im Synagogengottesdienst üblich, Abiturfach in säkularen Schulen sein soll. Für korrektes Vorsingen im mündlichen Abitur erhalten die Schüler 8 Punkte von 100 der generellen Abiturnote. Mindestforderung ist, dass 6 Verse aus dem ersten Buch Mose gelesen werden.

Das biblische Hebräisch unterscheidet sich nur unwesentlich von dem modernen Alltagshebräisch. Trotzdem bereitet es zusehends Schülern Schwierigkeiten. Die Schule will durch das neue Abiturprüfungsfach die Vielfalt des Hebräischen unter den Schülern und in der Öffentlichkeit fördern. Außerdem wird eine Kommission eingerichtet, die die Bibelkenntnis und Bibelliebe in der säkularen israelischen Öffentlichkeit fördern soll. An ihrer Spitze steht der Richter des Obersten Gerichts, Mishael Cheshin. Der 38köpfigen Kommission sollen Vertreter aller Bereiche des öffentlichen Lebens sowie der Medien angehören.

Israel verurteilt Inthronisation

Die israelische Regierung hat in einer Eingabe an das Oberste Gericht die Inthronisation des griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III Ende November verurteilt und das Gericht gebeten, auf Grund dessen die Klage des Patriarchen gegen den Staat zurückzuweisen. Theophilos hatte den Staat auf Grund der Nichterkennung seiner Wahl zum Patriarchen zuvor verklagt, worauf das Gericht den Staat verpflichtet hatte, innerhalb eines Monats darauf zu antworten.

In dem Schreiben an das Gericht bezeichnet der Staat Theophilos als "Metropolit von Tabor", dem früheren Titel des Patriarchen und den abgesetzten Patriarchen Irineos als "Seine Heiligkeit, den griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem". Der Staat argumentiert, dass Israel nur den Patriarchen Irineos I anerkannt habe, nicht aber Theophilos und dass seine Inthronisation vor dem Ende des gerichtlichen Verfahrens unakzeptabel sei. Das Patriarchat ließ durch seinen Rechtsanwalt Moghrabi mitteilen, dass die Inthronisation eine rein innerkirchliche Angelegenheit sei, bei der der Staat nichts zu sagen habe. Trotzdem habe man den Staat vorher darüber informiert.

Der Streit im griechisch-orthodoxen Patriarchat dauert bereits mehrere Monate, seitdem bekannt wurde, dass der frühere Patriarch, Irineos I in illegale Immobiliengschäfte verwickelt ist, was er bestreitet. Er war vor einigen Monaten von der Synode der orthodoxen Kirche abgewählt und ein neuer Patriarch gewählt worden. Das Kirchenrecht sieht vor, dass ein Patriarch durch die jeweiligen Regierungen bestätigt werden muss.

Antikes Gefängnis ausgegraben

Ein antikes Gefängnis aus spätrömischer, frühbyzantinischer Zeit ist in Tiberias am See Genezareth asusgegraben worden. Zwei unterirdische Gefängniszellen in einer Größe von 2,7 x 1,8 m kamen ans Tageslicht. Die Zellen gaben einer unbestimmten Zahl von auf ihren Prozess Wartenden Unterkunft. Die Zellen weisen eine Bank auf und ein Fenster, durch das Anverwandte ihre Gefangenen versorgen konnten. Eine staatliche Verpflegung gab es nicht.

Es handelt sich um die bisher best erhaltensten antiken Gefängsnisräume, die in Israel entdeckt wurden. Sie werfen ein Licht auf die katastrophalen Verhältnisse, denen Untersuchungsgefangene bis zum Beginn ihres Prozesses ausgesetzt waren. Stellen im Neuen Testament über die Verhaftung des Paulus oder Petrus sind so besser verständlich. Gefängnisse für Verurteilte gab es nicht, weil das zu teuer für den antiken Staat war. Verurteilte wurde entweder hingerichtet oder zur Zwangsarbeit in den Minen verdammt.

Neuer griechisch-orthodoxer Patriarch

Der neue griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III ist Ende November unter starker internationaler und kirchlich-ökumenischer Beteiligung in der Grabeskirche in sein Amt eigeführt worden.Die israelische Polizei sorgte für einen reibungslosen Ablauf der Zeremonie und des anschließenden Empfangs, während eine andere Polizeiabteilung den abgesetzten Patriarchen Irineos I in der Patriarchatswohnung bewachte. Die Jerusalem Post druckte ein Interview mit Irineos ab, der seiner Hoffnung Ausdruck gab, dass Israel als ein Rechtsstaat ihn nicht fallen lassen würde.

Der höchstrangige Gast war der griechische Staatspräsident Karolos Papoulios, begleitet von einer Delegation von Ministern der griechischen Regierung. Ebenso nahmen der palästinenische Präsident Mahmoud Abbas (Abu Masen) und ein hochrangiger Vertreter der jordanischen Regierung an der Zeremonie teil. Jordanien und die palästinensische Verwaltung gehören zu dem Verwaltungsbezirk des Jerusalemer Patriarchen. Beide haben den neuen Patriarchen anerkannt und dem alten ihre Anerkennung entzogen. Israel hat beides bisher nicht getan.

Nach einem noch aus der türkischen Zeit stammenden Kirchengesetz müssen die jeweiligen Regierungen der Amtseinsetzung des Patriarchen zustimmen. Solange Israel den neuen Patriarchen nicht anerkennt, kann er keine rechtsgültigen Verträge unterzeichnen. Theophilos wirft dem israelischen Staat vor, ihn mit der Unterzeichnung von langfristigen Verpachtungsverträgen über Grundbesitz an eine jüdische Firma, die der alte Patriarch vorgenommen haben soll, erpressen zu wollen. Die griechisch-orthodoxe Kirche ist der größte Grundstückbesitzer im Heiligen Land.

Mosaikvilla in Caesarea

Schon in der Antike wusste man zu leben. Wer reich war und Einfluss hatte, sicherte sich den besten Platz in der Stadt, auf einem Hügel, nahe am Meer mit einer leichten Brise vom Meer und einem unvergleichbaren Blick auf die Küste und den Hafen. Man konnte von seinem Schlafgemach die Schiffe ankommen und abfahren sehen. Und natürlich war das Haus weit und geräumig für die vielen Gäste. Geblieben ist von all dieser Pracht einer solchen Villa nur der reich verzierte Mosaikfußboden.

Eine solche Villa wurde jüngst in Caesarea ausgegraben. Caesarea war von Herodes dem Großen gebaut worden und zu Ehren Caesar Augustus benannt. Sie war die heidnische Konkurrenz zu Jerusalem und seitdem Sitz der römischen Verwaltung und später der byzantinischen. Der Hafen von Caesarea wurde der wichtigste Palästinas und das Amphitheater direkt am Meer fasste 20.000 Zuschauer. All dies überblickte die aufgefundene Villa am Meer.

Entdeckt wurde sie bereits vor 50 Jahren, als eine israelische Armeeeinheit hier einen Unterstand einrichtete, um die gesamte Küste von Caesarea unter Beobachtung zu haben. Beim Ausgraben eines Schützengrabens stieß man auf ein Mosaik, das seltsame Vögel darstellte. In der Not der Zeit und um die Dinge nicht zu komplizieren schüttete man alles schnell wieder zu und meldete lediglich den Archäologen den Fund.

Diese haben nun das ganze Gelände ausgegraben und eins der schönsten und best erhaltensten Mosaiken des Landes in einem Privathaus ans Tageslicht gebracht. Sie haben es konserviert, einen Zaun darum errichtet und es dem Publikum zugänglich gemacht, das sogar darauf herumspazieren darf.

Das 16 x 14,5 m große Mosaik enthält in seinem Zentrum 120 Medaillons. Jedes Medaillon stellt einen anderen Vogel dar, Wildvögel der Region, Pfauen, Gänse, Enten, allerlei Wasservögel und Pelikane. Ringsherum auf einem Fries finden sich Tierdarstellungen, wilde Tiere, wie sie einst in Palästina gelebt haben oder von den Römern zu Schauspektakeln ins Land gebracht worden waren. Darunter befinden sich Wölfe, Hunde, Gazellen, Antilopen. Leoparden, Löwen und Elephanten.

Dieses Mosaik stellte den Innenhof der Villa dar. Der Eingang war mit geometischen Mustern verziert. Von den Gebäudeteilen ist nichts übrig geblieben. Auch Inschriften hat man nicht gefunden und waren vorraussichtlich auch nicht vorhanden. So werden wir den Namen des Erbauers oder wer hier gelebt und residiert hat, nicht erfahren. Die Archäologen gehen davon aus, dass es ein Christ war, vielleicht der christliche Herrscher der Stadt, denn in der byzantinishen Zeit wurde Caesarea als Regierungsstadt am frühsten christlich, nachdem das Christentum zur Staatsreligion erklärt worden war.

Auf den christlichen Hintergrund weist auch ein aufgefundener Mosaiktisch hin, der einzigartig ist und nicht dergleichen in der byzantinischen Welt aufweist, wie der Restaurator, Jaques Neguer, sagt. Der Tisch stand im Obergeschoss und ist bei der Zerstörung der Villa im Jahr 638 bei der Eroberung Caesaqreas durch die Moslems auf das Mosaik im Innenhof gefallen. Hier haben ihn die Archäologen gefunden. Seine Platte setzt sich aus mit Gold durchzogenen Glassteinchen zusammen, die in besonderer Weise gebrannt wurden und einzeln mit einem Blumenmotiv oder einem Kreuz gestempelt worden waren.

Der Tisch wird zur Zeit in Jerusalem restauriert und wird dann im Israelmuseum ausgestellt werden. Die Villa wird dann nur ihrenMosaikfußboden repräsentieren können. Dieser aber lohnt einen Besuch allzumal. Da die Villa sich außerhalb des Nationalparks Caesareas befindet, muss man sie in der freien Natur suchen zwischen den Sanddünen und den Waldstücken, die die Küste säumen. Hinweisschilder gibt es bisher nicht, aber der eingezäumte Hügel etwas südlich vom Hafen auf dem Weg zum alten römischen Wasseräquadukt weist den Weg.

Neue Methode der Beseitigung von Synagogen

Das israelische Militär hat eine neue Form gefunden, wie mit den Synagogen in aufgegebenen jüdischen Siedlungen umzugehen ist. In Sa-Nur in der Westbank wurde die Synagoge, die erst kurz vor der Zwangsevakuierung fertiggestellt worden war, begraben. Ein riesiger Erdhügel wurde über der Synagoge aufgehäuft, unter dem sie völlig verschwand. Die Snagoge konnte nicht demontiert und sollte nach Regierungsbeschluss nicht zerstört werden. Nach dem "Begräbnis" wird sich jetzt das Militär aus dem Gebiet zurückziehen. Anders allerdings als im Gazasteifen bleibt das Militär in der Westbank präsent. Die Synagoge in einer anderen aufgegebenen Westbanksiedlung, Kadim, konnte vollständig demontiert und nach Israel überführt werden.

Seit Oktober 2005 ist Michael Krupp im Auftrag des kirchlichen Außenamtes der EKD zunächst für ein halbes Jahr in Belgrad, um dort den Aufbau einer evangelischen deutschsprachigen Gemeinde vorzubereiten. Über elektronische Medien wird er auch dort die Ereignisse in Israel verfolgen und darüber berichten.

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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