Informationen aus Israel

von Michael Krupp, Jerusalem

 

Israels Wunsch: Eine ruhige Grenze

Israels Zweifrontenkrieg gegen zwei Terrororganisationen, Hamas im Süden, Hisbolla im Norden, ist in der Welt recht unterschiedlich aufgenommen worden. Während die einen Israel als Aggressor verdammen, gestehen die anderen Israel ein Selbstverteidigungsrecht zu.

Im Süden wie im Norden waren die Zwischenfälle durch ein Vordringen auf israelisches Gebiet provoziert worden, wobei einige israelische Soldaten getötet, andere entführt worden waren, und das gerade in den Gebieten, die Israel komplett geräumt hatte, im Gazastreifen und im Libanon.

Man mag die Reaktion Israels als übertrieben bewerten, man sollte aber nicht vergessen, dass sie eine lange Vorgeschichte hat. Auch nach der Räumung des Gazastreifens hat der Beschuss von Kassam-Raketen auf israelische Dörfer und Städte vom Gazastreifen aus, nicht aufgehört. Niemand, der einen solchen fortwährenden Beschuss, der Alt und Jung auf die Dauer traumatisiert, nicht selbst miterlebt hat, sollte den Versuch Israels, sich dagegen zu wehren, allzu schnell verurteilen.

Im Norden ist die Situation noch unverständlicher. Israel hat vor Jahren den Libanon bis auf den letzten Zentimeter geräumt. Welchen Anlass sollte es geben, von hier aus ständige Angriff auf die israelische Armee und Zivilbevölkerung zu unternehmen. Die UNO hat in ihrer Resolution 1559 Libanon aufgefordert, die extrem islamistische "Gottespartei", wie die Übersetzung Hisbolla auf Deutsch heißt, zu entwaffnen wie alle Privatarmeen im Land und die libanesische Armee an der Grenze mit Israel zu stationieren.

Aber die Hisbolla mit ihrem Anführer Nasralla hält den ohnmächtigen kleinen Staat Libanon als Geisel gefangen mit syrischer und iranischer Unterstützung. Iran, das die Vernichtung Israels zu seinem offiziellen Programm erhoben hat, ist mit 200 Militärs und Ausbildern unter der Hisbolla im Südlibanon und der Beka-Ebene vertreten. Syrien sieht nach seinem erzwungenen Rausschmiss aus dem Libanon die Hisbolla als ihren verlängerten Arm an.

Israel weiß, dass es die Hisbolla, die ihr inzwischen zerbombtes Hauptquartier in Beirut hat, nicht entwaffnen kann. Kriesgsziel der Israelis ist es, die Hisbolla aus dem Grenzstreifen zu Israel zu vertreiben und das Waffenarsenal und den Nachschub aus Syrien und dem Iran zu vermindern. Israel ist mit Bodentruppen bisher nicht massiv auf libanesisches Gebiet vorgedrungen, sondern hat sich lediglich des Grenzgebietes bemächtigt, um dort die Stellungen der Hisbolla zu zerstören. Israel hat auch mitgeteilt, dass es nicht daran denkt, die Hisbolla in dieses Gebiet zurück zu lassen.

Eine Schwächung der Hisbolla liegt auch im Interesse des Libanon. Das haben einige libanesische Politiker auch unverblümt zum Ärger der Hisbolla und seiner Freunde gesagt. Israel hat sich bisher auch bemüht, die nationale Infrastruktur des Libanon nicht zu zerstören. Dass dabei auch Zivilopfer zu beklagen sind, ist furchtbar, aber auch hier ist nicht zu vergessen, dass die Hisbolla und Hamas bewusst auf Zivilopfer ihre Raketen abschießen, Israel aber versucht, so gut das nur möglich ist, dies zu vermeiden.

Die Militäroperation kann aber nur Erfolg haben, wenn sie mit diplomatischen Schritten einhergeht. Und hier muss die internationale Gemeinschaft Israel und dem Libanon behilflich sein. Die an der Grenze mit Israel stationierten UNO Truppen müssen stärker und effektiver werden und die internationale Grenze zwischen Israel und dem Libanon muss wieder eine friedliche Grenze werden.

Die Provokationen der Hisbolla haben fast von dem Hauptproblem abgelenkt, dem Konflikt Israels mit der neuen Hamasregierung in den palästinensischen Gebieten.

Kirche verdrängt Gefängnis in Megiddo

Die israelische Regierung hat beschlossen, das Gefängnis in Megiddo zugunsten der auf seinem Gelände gefundenen Kirchenruine zu verlegen und den Platz in ein Touristenzentrum zu verwandeln. Innerhalb des Gefängnisareals wurde Anfang des Jahres bei Erweiterungsarbeiten eine Kirchenruine entdeckt, von der die Archäologen behaupten, dass sie zu den frühsten Kirchenbauten gehört, die vielleicht noch aus einer Zeit stammt, bevor das Christentum offizielle Religion im römischen Reich wurde, dem Anfang des vierten Jahrhunderts.

Als erster Schritt soll im Frühjahr ein Gelände von 4000 qm, auf dem die Kirchenruine gefunden wurde, aus dem Bereich des Gefängnisses herausgenommen werden, um es Touristen und Archäologen ständig zugänglich zu machen. In einem späteren Stadium soll das gesamte Gefängnis verlegt werden, wahrscheinlich ins benachbarte Wadi Ara. Das Gefängnisgebäude, das aus der britischen Mandatszeit stammt, soll in ein Touristenzentrum zur Geschichte des frühen Christentums umfunktioniert werden. Das Gelände daneben soll einen Flugplatz erhalten, um den Besuch des Zentrums zu erleichtern.

Die Ruine, die ein Mosaik mit mehreren griechischen Inschriften enthält und eine Darstellung von zwei Fischen, befindet sich auf dem Gelände einer Villa eines höheren römischen Beamten. Die Archäologen neigen daher dazu, die Ruine als Gebetsstätte zu bezeichnen und nicht als Kirche. Das Alter bestimmen sie auf Grund der aufgefundenen Münzen und Scherben, auf Eigenarten der griechischen Inschriften, eine davon enthält den Namen "der Herr Christos", eine Formulierung, die später nicht mehr üblich war, sowie auf der Darstellung der beiden Fische in der Mitte des Mosaiks, dem Platz, den später ein Kreuz einnahm.

Präsident des Obersten Gerichts verurteilt Fehlen ziviler Standesämter

Der scheidende Präsident des Obersten Gerichts, Aharon Barak, hat das Fehlen ziviler Standesämter verurteilt. Wörtlich sagte er: "Das Fehlen von zivilen Standesämtern in Israel ist eine grobe Verletzung der Menschenrechte." Es müsse eine Möglichkeit geschaffen werden, dass Juden, die sich nicht von orthodoxen Rabbinern trauen lassen wollten oder könnten, auf andere Weise in Israel heiraten könnten, ohne ins Ausland reisen zu müssen.

Nach altem türkischen Recht, das in Familienstandsfragen in Israel teilweise noch gültig ist, gibt es keine zivilen Standesämter, sondern nur Religionsgerichte, die die Personalstandsfragen ihrer Gläubigen nach ihrem religiösen Recht regeln.

Ausländische Kinder bekommen in Israel Bleiberecht

Die israelische Regierung hat mit 18 gegen 5 Stimmen beschlossen, Auslandskindern, die vor ihrem 14. Lebensjahr nach Israel gekommen oder hier geboren sind und mindestens sechs Jahre in Israel gelebt haben und Hebräisch sprechen, israelische Identitätskarten und damit permanente Aufenthaltsgenehmigung zu verleihen. Sie erhalten damit alle Rechte und Pflichten israelischer Staatsbürger mit Ausnahme des Wahlrechts. Menschenorganisationen, die sich seit Jahren für die Rechte ausländischer Arbeiter eingesetzt haben, begrüßten den Schritt.

Die Eltern dieser Kinder bekommen temporäre Aufenthaltsgenehmigung. Es wird angenommen, dass 2000 Kinder von dem Gesetz betroffen sind. Die Außenministerin Tsippi Livni und die vier Minister der orthodoxen Shas-Partei stimmten gegen das Gesetz. Shas argumentierte, dass das Gesetz den Status Israels als jüdischer Staat weiter gefährde.

Israelisches Oberrabbinat will ausländische orthodoxe Konversionen und Scheidungen nicht mehr anerkennen

Die Entscheidung des israelischen Oberrabbinats, ausländische orthodoxe Konversionen und Scheidungen nicht mehr anzuerkennen, hat für großes Aufsehen und Empörung in der gesamten orthodoxen Welt außerhalb Israels hervorgerufen. Oberrabbiner Schlomo Amar sagte, nur Rabbiner aus dem Ausland, die in Israel eine Prüfung ablegten, sollen in Zukunft anerkannt werden. Ein Sprecher des Rabbinical Council of America, die größte Vereinigung orthodoxer Rabbiner in der Welt mit 1200 Mitgliedern, sagte: "Es besteht der Eindruck, dass Rabbi Amar versucht, eine Art jüdischer Papst zu werden."

Ein Beobachter der rabbinischen Szene im Ausland sagte, die unterschiedliche Situation in den orthodoxen Gemeinden in der Welt sei für die Beamten des israelischen Oberrabbinats nicht durchschaubar, so dass es beschlossen hätte, alle Rabbinen in der Welt, die nicht durch israelisches Training gegangen seien, abzulehnen.

Die neue Situation erfordert es, dass im Ausland durchgeführte Konversionen ungültig sind und der gesamte komplizierte Prozess eines Übertritts in Israel noch einmal nachgeholt werden muss, um als Juden in Israel anerkannt zu werden. Noch schlimmer dürfte das Schicksal geschiedener Frauen sein, die sich in Israel wieder verheiraten wollen. Sie müssen erneut einen Scheidungsbrief von ihrem Exmann einfordern, der in Israel ausgestellt ist.

Kritiker der Entscheidung des israelischen Oberrabbinats sagen, dass dieser Schritt den Zusammenhalt des orthodoxen Judentums gefährdet sowie das Institut der orthodoxen Ordination (Smicha), in der ein Rabbiner seine jüdische Autorität auf seinen Schüler überträgt. So habe das Judentum über die Jahrhunderte überdauert.

Aufgeschreckt durch die Proteste in aller Welt hat sich Amar entschlossen, den Schritt noch einmal zu überdenken. Er habe schließlich nur gewollt, ließ einer seiner Sprecher verlauten, etwas Ordnung in das komplizierte jüdische Rechtswesen zu bringen.

Friedenszelte über Jerusalem

Nach Paris, St.Petersburg und Hiroshima sind Clara Halters Friedenszelte in Jerusalem eingetroffen und stehen hoch über der Stadt auf der Haas Promenade mit dem unvergleichbaren Blick auf die Jerusalemer Altstadt und den Tempelplatz. Hier werden sie eine Woche lang stehen bleiben bis sie irgendwo anders im Nahen Osten die Botschaft vom Frieden, der von Jerusalem ausgeht, verkünden. So hofft und wünscht es die Künstlerin.

Der Blick von der Haas Promenade auf die Altstadt schweift über den Abu Tor Berg, den die französisch-jüdische Künstlerin nach Christo Manier in ein großes Tuch eingehüllt hat. Aber anders als Christo kommt es ihr nicht auf die Verhüllung, sondern auf die Botschaft an, die das Tuch trägt: In fünfzig Sprachen ist das Wort Friede aufgedruckt, so auch in hebräisch und Arabisch, Schalom, Salam, das sich auch im Schriftbild gleicht.

Für die Korrektheit der jeweiligen Sprachen hat sie die Botschafter der entsprechenden Länder befragt und sich persönlich von ihnen das Wort Frieden aufschreiben lassen, einmal der Korrektheit der Schreibung wegen und zum anderen wegen der Verpflichtung, die damit zum Ausdruck kommt, sich für den Frieden in der Welt einzusetzen.

Bei der Eröffnung der Zelte, bei der auch die beiden Außenminister Frankreichs und Israels teilnahmen, sagte Clara Halter, die von ihrem Mann, dem Schriftsteller Marek Halter, begleitet wurde, die Friedenszelte in den anderen Städten seien nur ein Präludium für Jerusalem gewesen. Jerusalem heiße Stadt des Friedens und von hier aus müsse der Frieden in die Welt ausgehen. Der Frieden Jerusalems, den schon die Psalmisten besungen haben, sei ihr das wichtigste überhaupt in ihrem Leben.

Das Happening findet innerhalb der israelisch-französischen Freundschaftswoche, die mit dem größten Feuerwerk, das der Staat Israel je erlebt hat, und unter den staunenden Blicken von 150.000 Zuschauern auf dem Tel Aviver Strand und noch mehr am Fenrsehschirm eröffnet worden war. Von Frankreich kommt auch das meiste Geld für die Zelte, die ebenfalls mit den vielen Friedensnamen bedruckt sind. Als sie über Geldsorgen klagte, sagte ihr der französische Innenminister, Nicolas Sarkozy, verkaufen sie doch nachher die Zelte. Ich kaufe eins für 15.000 Euro. Und so wurden alle Zelte verkauft, an die verschiedenen französischen Städte. Die Namen der Städte findet man jetzt am Eingang der Zelte.

Der französische Außenminister, Philippe Douste-Blazy, lobte die Idee der Künstlerin, die bei einem Treffen im letzten Sommer mit dem damaligen israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon geboren worden sei. Er hoffe, sagte er, dass die neue Regierung in Israel tatkräftig den Frieden vorantreiben werde und lobte seine israelische Kollegin, Tzipi Livni, als die Königin Israels, den aufgehenden Stern auf der politischen Bühne Israels, wie er gehört habe.

Livni bedankte sich für das Kompliment und versicherte den Gästen Israel Entschlossenheit, die Frieden voranzutreiben und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dafür einen palästinensischen Partner zu finden. Sie sage das nicht nur als Israels Außenministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin, sondern als jüdische Mutter, die in diesem Land geboren sei und in diesem Land Kinder in die Welt gesetzt habe, die ein Recht auf Frieden hätten.

Jerusalems Vizebürgermeister Yigal Amedi erinnerte an die Zelte Abrahams, die hier vor fast viertausend Jahren gestanden hätten, an allen vier Seiten offen nach der jüdischen Legende, um jeden Gast, von wo er auch kommen möge, gleich empfangen zu können. So hoffe er, dass auch in diesen Zelten, an der Grenze zwischen Ost- und Westjerusalem, Juden und Palästinenser zusammen kommen und sich die Hand für ein gemeinsames Leben reichen mögen.

Zum Abschluss der Feierlichkeiten stiegen Hunderte weiße Tauben in den blauen Himmel Jerusalems, um die Botschaft des Friedens weiter zu geben.

Die jüdischen Gemeinden in Serbien

Von Anfang Oktober 2005 bis Ende März 2006 waren Michael und Danielle Krupp in Belgrad. Im MATERIALDIENST vom April 2006 berichteten sie über die Situation der Kirchen. In ihrem heutigen Beitrag geht es um die jüdischen Gemeinden in Serbien.

Eng war unser Kontakt zur jüdischen Gemeinde und dem Rabbiner Yitshak Asiel und dem Präsidenten der Gemeinde Aca Singer, einem Holocaustüberlebenden. Das hat natürlich mit unserer besonderen Verbundenheit mit Israel und dem Judentum zu tun. In unserer Zeit haben wir es auch sehr genossen, dass ein Kreis von jungen serbischen orthodoxen Theologen an dem Aufbau einer deutschen Gemeinde großes Interesse zeigte, weil sie sich davon auch einen guten Einfluss auf die orthodoxe Kirche, die von ihnen teilweise als zu rückständig angesehen wird, erhoffen. Ein Teil dieser Theologen spricht Deutsch. Englisch sprechen alle.

Natürlich lag uns das Schicksal der jüdischen Gemeinden in Serbien und was davon übrig geblieben ist, sehr am Herzen. Immerhin gibt es noch 3000 Juden in Serbien, 1800 in Belgrad. Vor dem Krieg waren es in Serbien (mit der Voivodina) allein ca. 27.000 gewesen, in ganz Jugoslawien mehr als 70.000. Unser erster Besuch in der Synagoge war am Jom Kippur, ziemlich bald nach unserer Ankunft in Belgrad. Die Synagoge war voll. Der Rabbiner und ein Kreis junger Leute zelebrierten eine sehr schöne sefardische Liturgie mit einigen Passagen in Ladino, was besonders meiner Frau (die Sefardin ist) gefiel. Auch an anderen Schabbaten war, wenn der Rabbiner in Belgrad war, Gottesdienst, einmal im Monat hält der Rabbiner einen Gottesdienst in Novisad, dann fiel der Gottesdienst in Belgrad aus. Die Synagoge in Belgrad ist die alte schöne aschkenasische Synagoge, die die Nazis während des Krieges in ein Bordell verwandelt hatten. Die sefardische Synagoge hatten die Nazis vor ihrem Rückzug gesprengt.

Eine Synagoge in ständiger Benutzung gibt es, wie gesagt , nur noch in Novisad. Sie ist viel größer und schöner als die in Belgrad, ein wahres Prunkstück und berühmt für ihre Konzerte. Die größte Synagoge, (die drittgrößte Europas nach Budapest und Szeged in Ungarn), gibt es im Norden in Subotica an der ungarischen Grenze. Sie wird jetzt wieder renoviert, nachdem der Staat sie übernommen hat. Hier gibt es sehr unregelmäßig Gottesdienste. Weitere Synagogen haben in Privathäusern den Krieg überlebt, so in Shabac und in Sombor. In Apatin haben wir eine wunderschöne kleine Synagoge gefunden, die wohl von den Zeugen Jehovas zeitweise benutzt wurde, die ein Kreuz über den beiden Bundesladen angebracht haben.

Auch in dem so viel erwähnten Zemun, zu Deutsch Semlin, heute ein Stadtteil von Belgrad nördlich des Savaflusses gibt es eine Synagoge. Auch sie gehört nicht mehr der jüdischen Gemeinde und wurde von der Stadtverwaltung Zemun, die wie gesagt von der Rechtspartei der Radikalen regiert wird, in ein Restaurant verwandelt. Sie liegt an der Rabbiner-Alkalay-Straße, genannt nach dem größten Rabbiner Zemuns, Jehuda Alkalay, der 1834 eine der ersten zionistischen Schriften veröffentlichte, "Schma Jisrael". Wenn Theodor Herzl, der Begründer des modernen Zionismus sie auch nicht lesen konnte, da er kein Hebräisch konnte, so ist er doch durch sie geboren. Auch die Großeltern Herzls sind in Semlin/Zemun geboren und hier begraben.

Der jüdische Friedhof von Zemun ist der älteste Serbiens, und enthält Grabsteine beginnend mit dem 18. Jahrhundert. Heute wird er nicht mehr von Juden benutzt, die einen großen separaten Friedhof in Belgrad haben. Es gibt auch eine ganze Anzahl weiterer Friedhöfe in Serbien und der Vovodina, die wir besucht haben. Alle sind offen, zum Teil innerhalb der allgemeinen Friedhöfe, wo es Grabsteine mit dem Davidstern, dem sozialistischen Stern, orthodoxen, katholischen und protestantischen Kreuzen gibt, sowie dem Halbmond der Moslems. Lediglich auf dem Friedhof in Nish haben sich Romas einquartiert, was nicht zur Würde des Friedhofs beiträgt.

Auch die Spuren der Vernichtung des serbischen Judentums sind gegenwärtig, wie die Konzentrationslager in Shabac und Nish, die Hinrichtungsstelle Janjici bei Belgrad, wo mehrere zehntausend Juden aus dem ganzen Jugoslawien in Massengräbern beerdigt sind. Vom Messegelände in Belgrad, dem Konzentrationslager der meisten serbischen Juden, fuhren ununterbrochen nach der Eroberung Serbiens durch die Deutschen Lastwagen für Lastwagen in das benachbarte Janjici, gerade genug entfernt, um die Insassen der Lastwagen mit dem Auspuffgas der Lastwagen zu ermorden, man lese den serbisch-jüdischen Schriftsteller David Albahari, "Goetz und Meyer".

Aber nicht nur die jüdische Vergangenheit ist allgegenwärtig und nicht nur die weiter zurückliegende. Überall erinnern die Kriegstrümmer an den letzte serbisch-kroatisch-bosnischen Krieg von 1991-1995 und die Bombardements der Nato von 1999. Überall rechnet man nach dem soundsovielen Jahr nach dem Bombardement. Die Serben erinnerten uns manchmal an Israel "Die ganze Welt ist gegen uns". Zufällig, auf dem Weg nach der Synagoge gerieten wir in die Beerdigungszeremonie von Milošewic vor dem Parlamentsgebäude von den Radikalen und der kleinen Partei von Milošewic organisiert. Die meisten Serben, mit denen wir befreundet waren, verfluchten den Nationalismus von Milošewic. Ein Großserbien hat er angestrebt und ein Kleinserbien hat er bekommen, das nun auch noch von Montenegro verlassen wurde. Und dazu hat dieses Kleinserbien noch die meisten Serben, mehrere Millionen, als Flüchtlinge aus Bosnien und Kroatien aufnehmen müssen.

So bleibt nun noch das Problem Kosovo, die Wiege der serbischen Nation stand und wo die serbische Kirche im 10. Jahrhundert gegründet wurde. Auch hier haben die meisten Serben das Land verlassen müssen, während die große Mehrheit, die moslemischen Albanier, die Unabhängigkeit fordern. Ganz verwandt den Problemen, die wir kennen, Juda und Samaria, das Stammland der israelitischen Stämme und bald ein unabhängiges Palästina. Wie sich die Schicksale gleichen.

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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