Israels Wunsch: Eine ruhige Grenze
Israels Zweifrontenkrieg gegen zwei Terrororganisationen,
Hamas im Süden, Hisbolla im Norden, ist in der Welt recht unterschiedlich
aufgenommen worden. Während die einen Israel als Aggressor verdammen,
gestehen die anderen Israel ein Selbstverteidigungsrecht zu.
Im Süden wie im Norden waren die Zwischenfälle
durch ein Vordringen auf israelisches Gebiet provoziert worden, wobei
einige israelische Soldaten getötet, andere entführt worden
waren, und das gerade in den Gebieten, die Israel komplett geräumt
hatte, im Gazastreifen und im Libanon.
Man mag die Reaktion Israels als übertrieben bewerten,
man sollte aber nicht vergessen, dass sie eine lange Vorgeschichte hat.
Auch nach der Räumung des Gazastreifens hat der Beschuss von Kassam-Raketen
auf israelische Dörfer und Städte vom Gazastreifen aus, nicht
aufgehört. Niemand, der einen solchen fortwährenden Beschuss,
der Alt und Jung auf die Dauer traumatisiert, nicht selbst miterlebt hat,
sollte den Versuch Israels, sich dagegen zu wehren, allzu schnell verurteilen.
Im Norden ist die Situation noch unverständlicher.
Israel hat vor Jahren den Libanon bis auf den letzten Zentimeter geräumt.
Welchen Anlass sollte es geben, von hier aus ständige Angriff auf
die israelische Armee und Zivilbevölkerung zu unternehmen. Die UNO
hat in ihrer Resolution 1559 Libanon aufgefordert, die extrem islamistische
"Gottespartei", wie die Übersetzung Hisbolla auf Deutsch
heißt, zu entwaffnen wie alle Privatarmeen im Land und die libanesische
Armee an der Grenze mit Israel zu stationieren.
Aber die Hisbolla mit ihrem Anführer Nasralla hält
den ohnmächtigen kleinen Staat Libanon als Geisel gefangen mit syrischer
und iranischer Unterstützung. Iran, das die Vernichtung Israels zu
seinem offiziellen Programm erhoben hat, ist mit 200 Militärs und
Ausbildern unter der Hisbolla im Südlibanon und der Beka-Ebene vertreten.
Syrien sieht nach seinem erzwungenen Rausschmiss aus dem Libanon die Hisbolla
als ihren verlängerten Arm an.
Israel weiß, dass es die Hisbolla, die ihr inzwischen
zerbombtes Hauptquartier in Beirut hat, nicht entwaffnen kann. Kriesgsziel
der Israelis ist es, die Hisbolla aus dem Grenzstreifen zu Israel zu vertreiben
und das Waffenarsenal und den Nachschub aus Syrien und dem Iran zu vermindern.
Israel ist mit Bodentruppen bisher nicht massiv auf libanesisches Gebiet
vorgedrungen, sondern hat sich lediglich des Grenzgebietes bemächtigt,
um dort die Stellungen der Hisbolla zu zerstören. Israel hat auch
mitgeteilt, dass es nicht daran denkt, die Hisbolla in dieses Gebiet zurück
zu lassen.
Eine Schwächung der Hisbolla liegt auch im Interesse
des Libanon. Das haben einige libanesische Politiker auch unverblümt
zum Ärger der Hisbolla und seiner Freunde gesagt. Israel hat sich
bisher auch bemüht, die nationale Infrastruktur des Libanon nicht
zu zerstören. Dass dabei auch Zivilopfer zu beklagen sind, ist furchtbar,
aber auch hier ist nicht zu vergessen, dass die Hisbolla und Hamas bewusst
auf Zivilopfer ihre Raketen abschießen, Israel aber versucht, so
gut das nur möglich ist, dies zu vermeiden.
Die Militäroperation kann aber nur Erfolg haben,
wenn sie mit diplomatischen Schritten einhergeht. Und hier muss die internationale
Gemeinschaft Israel und dem Libanon behilflich sein. Die an der Grenze
mit Israel stationierten UNO Truppen müssen stärker und effektiver
werden und die internationale Grenze zwischen Israel und dem Libanon muss
wieder eine friedliche Grenze werden.
Die Provokationen der Hisbolla haben fast von dem Hauptproblem
abgelenkt, dem Konflikt Israels mit der neuen Hamasregierung in den palästinensischen
Gebieten.
Kirche verdrängt Gefängnis
in Megiddo
Die israelische Regierung hat beschlossen, das Gefängnis
in Megiddo zugunsten der auf seinem Gelände gefundenen Kirchenruine
zu verlegen und den Platz in ein Touristenzentrum zu verwandeln. Innerhalb
des Gefängnisareals wurde Anfang des Jahres bei Erweiterungsarbeiten
eine Kirchenruine entdeckt, von der die Archäologen behaupten, dass
sie zu den frühsten Kirchenbauten gehört, die vielleicht noch
aus einer Zeit stammt, bevor das Christentum offizielle Religion im römischen
Reich wurde, dem Anfang des vierten Jahrhunderts.
Als erster Schritt soll im Frühjahr ein Gelände
von 4000 qm, auf dem die Kirchenruine gefunden wurde, aus dem Bereich
des Gefängnisses herausgenommen werden, um es Touristen und Archäologen
ständig zugänglich zu machen. In einem späteren Stadium
soll das gesamte Gefängnis verlegt werden, wahrscheinlich ins benachbarte
Wadi Ara. Das Gefängnisgebäude, das aus der britischen Mandatszeit
stammt, soll in ein Touristenzentrum zur Geschichte des frühen Christentums
umfunktioniert werden. Das Gelände daneben soll einen Flugplatz erhalten,
um den Besuch des Zentrums zu erleichtern.
Die Ruine, die ein Mosaik mit mehreren griechischen Inschriften
enthält und eine Darstellung von zwei Fischen, befindet sich auf
dem Gelände einer Villa eines höheren römischen Beamten.
Die Archäologen neigen daher dazu, die Ruine als Gebetsstätte
zu bezeichnen und nicht als Kirche. Das Alter bestimmen sie auf Grund
der aufgefundenen Münzen und Scherben, auf Eigenarten der griechischen
Inschriften, eine davon enthält den Namen "der Herr Christos",
eine Formulierung, die später nicht mehr üblich war, sowie auf
der Darstellung der beiden Fische in der Mitte des Mosaiks, dem Platz,
den später ein Kreuz einnahm.
Präsident des Obersten Gerichts
verurteilt Fehlen ziviler Standesämter
Der scheidende Präsident des Obersten Gerichts, Aharon
Barak, hat das Fehlen ziviler Standesämter verurteilt. Wörtlich
sagte er: "Das Fehlen von zivilen Standesämtern in Israel ist
eine grobe Verletzung der Menschenrechte." Es müsse eine Möglichkeit
geschaffen werden, dass Juden, die sich nicht von orthodoxen Rabbinern
trauen lassen wollten oder könnten, auf andere Weise in Israel heiraten
könnten, ohne ins Ausland reisen zu müssen.
Nach altem türkischen Recht, das in Familienstandsfragen
in Israel teilweise noch gültig ist, gibt es keine zivilen Standesämter,
sondern nur Religionsgerichte, die die Personalstandsfragen ihrer Gläubigen
nach ihrem religiösen Recht regeln.
Ausländische Kinder bekommen
in Israel Bleiberecht
Die israelische Regierung hat mit 18 gegen 5 Stimmen beschlossen,
Auslandskindern, die vor ihrem 14. Lebensjahr nach Israel gekommen oder
hier geboren sind und mindestens sechs Jahre in Israel gelebt haben und
Hebräisch sprechen, israelische Identitätskarten und damit permanente
Aufenthaltsgenehmigung zu verleihen. Sie erhalten damit alle Rechte und
Pflichten israelischer Staatsbürger mit Ausnahme des Wahlrechts.
Menschenorganisationen, die sich seit Jahren für die Rechte ausländischer
Arbeiter eingesetzt haben, begrüßten den Schritt.
Die Eltern dieser Kinder bekommen temporäre Aufenthaltsgenehmigung.
Es wird angenommen, dass 2000 Kinder von dem Gesetz betroffen sind. Die
Außenministerin Tsippi Livni und die vier Minister der orthodoxen
Shas-Partei stimmten gegen das Gesetz. Shas argumentierte, dass das Gesetz
den Status Israels als jüdischer Staat weiter gefährde.
Israelisches Oberrabbinat will ausländische
orthodoxe Konversionen und Scheidungen nicht mehr anerkennen
Die Entscheidung des israelischen Oberrabbinats, ausländische
orthodoxe Konversionen und Scheidungen nicht mehr anzuerkennen, hat für
großes Aufsehen und Empörung in der gesamten orthodoxen Welt
außerhalb Israels hervorgerufen. Oberrabbiner Schlomo Amar sagte,
nur Rabbiner aus dem Ausland, die in Israel eine Prüfung ablegten,
sollen in Zukunft anerkannt werden. Ein Sprecher des Rabbinical Council
of America, die größte Vereinigung orthodoxer Rabbiner in der
Welt mit 1200 Mitgliedern, sagte: "Es besteht der Eindruck, dass
Rabbi Amar versucht, eine Art jüdischer Papst zu werden."
Ein Beobachter der rabbinischen Szene im Ausland sagte,
die unterschiedliche Situation in den orthodoxen Gemeinden in der Welt
sei für die Beamten des israelischen Oberrabbinats nicht durchschaubar,
so dass es beschlossen hätte, alle Rabbinen in der Welt, die nicht
durch israelisches Training gegangen seien, abzulehnen.
Die neue Situation erfordert es, dass im Ausland durchgeführte
Konversionen ungültig sind und der gesamte komplizierte Prozess eines
Übertritts in Israel noch einmal nachgeholt werden muss, um als Juden
in Israel anerkannt zu werden. Noch schlimmer dürfte das Schicksal
geschiedener Frauen sein, die sich in Israel wieder verheiraten wollen.
Sie müssen erneut einen Scheidungsbrief von ihrem Exmann einfordern,
der in Israel ausgestellt ist.
Kritiker der Entscheidung des israelischen Oberrabbinats
sagen, dass dieser Schritt den Zusammenhalt des orthodoxen Judentums gefährdet
sowie das Institut der orthodoxen Ordination (Smicha), in der ein Rabbiner
seine jüdische Autorität auf seinen Schüler überträgt.
So habe das Judentum über die Jahrhunderte überdauert.
Aufgeschreckt durch die Proteste in aller Welt hat sich
Amar entschlossen, den Schritt noch einmal zu überdenken. Er habe
schließlich nur gewollt, ließ einer seiner Sprecher verlauten,
etwas Ordnung in das komplizierte jüdische Rechtswesen zu bringen.
Friedenszelte über Jerusalem
Nach Paris, St.Petersburg und Hiroshima sind Clara Halters
Friedenszelte in Jerusalem eingetroffen und stehen hoch über der
Stadt auf der Haas Promenade mit dem unvergleichbaren Blick auf die Jerusalemer
Altstadt und den Tempelplatz. Hier werden sie eine Woche lang stehen bleiben
bis sie irgendwo anders im Nahen Osten die Botschaft vom Frieden, der
von Jerusalem ausgeht, verkünden. So hofft und wünscht es die
Künstlerin.
Der Blick von der Haas Promenade auf die Altstadt schweift
über den Abu Tor Berg, den die französisch-jüdische Künstlerin
nach Christo Manier in ein großes Tuch eingehüllt hat. Aber
anders als Christo kommt es ihr nicht auf die Verhüllung, sondern
auf die Botschaft an, die das Tuch trägt: In fünfzig Sprachen
ist das Wort Friede aufgedruckt, so auch in hebräisch und Arabisch,
Schalom, Salam, das sich auch im Schriftbild gleicht.
Für die Korrektheit der jeweiligen Sprachen hat sie
die Botschafter der entsprechenden Länder befragt und sich persönlich
von ihnen das Wort Frieden aufschreiben lassen, einmal der Korrektheit
der Schreibung wegen und zum anderen wegen der Verpflichtung, die damit
zum Ausdruck kommt, sich für den Frieden in der Welt einzusetzen.
Bei der Eröffnung der Zelte, bei der auch die beiden
Außenminister Frankreichs und Israels teilnahmen, sagte Clara Halter,
die von ihrem Mann, dem Schriftsteller Marek Halter, begleitet wurde,
die Friedenszelte in den anderen Städten seien nur ein Präludium
für Jerusalem gewesen. Jerusalem heiße Stadt des Friedens und
von hier aus müsse der Frieden in die Welt ausgehen. Der Frieden
Jerusalems, den schon die Psalmisten besungen haben, sei ihr das wichtigste
überhaupt in ihrem Leben.
Das Happening findet innerhalb der israelisch-französischen
Freundschaftswoche, die mit dem größten Feuerwerk, das der
Staat Israel je erlebt hat, und unter den staunenden Blicken von 150.000
Zuschauern auf dem Tel Aviver Strand und noch mehr am Fenrsehschirm eröffnet
worden war. Von Frankreich kommt auch das meiste Geld für die Zelte,
die ebenfalls mit den vielen Friedensnamen bedruckt sind. Als sie über
Geldsorgen klagte, sagte ihr der französische Innenminister, Nicolas
Sarkozy, verkaufen sie doch nachher die Zelte. Ich kaufe eins für
15.000 Euro. Und so wurden alle Zelte verkauft, an die verschiedenen französischen
Städte. Die Namen der Städte findet man jetzt am Eingang der
Zelte.
Der französische Außenminister, Philippe Douste-Blazy,
lobte die Idee der Künstlerin, die bei einem Treffen im letzten Sommer
mit dem damaligen israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon geboren
worden sei. Er hoffe, sagte er, dass die neue Regierung in Israel tatkräftig
den Frieden vorantreiben werde und lobte seine israelische Kollegin, Tzipi
Livni, als die Königin Israels, den aufgehenden Stern auf der politischen
Bühne Israels, wie er gehört habe.
Livni bedankte sich für das Kompliment und versicherte
den Gästen Israel Entschlossenheit, die Frieden voranzutreiben und
gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dafür einen palästinensischen Partner
zu finden. Sie sage das nicht nur als Israels Außenministerin und
stellvertretende Ministerpräsidentin, sondern als jüdische Mutter,
die in diesem Land geboren sei und in diesem Land Kinder in die Welt gesetzt
habe, die ein Recht auf Frieden hätten.
Jerusalems Vizebürgermeister Yigal Amedi erinnerte
an die Zelte Abrahams, die hier vor fast viertausend Jahren gestanden
hätten, an allen vier Seiten offen nach der jüdischen Legende,
um jeden Gast, von wo er auch kommen möge, gleich empfangen zu können.
So hoffe er, dass auch in diesen Zelten, an der Grenze zwischen Ost- und
Westjerusalem, Juden und Palästinenser zusammen kommen und sich die
Hand für ein gemeinsames Leben reichen mögen.
Zum Abschluss der Feierlichkeiten stiegen Hunderte weiße
Tauben in den blauen Himmel Jerusalems, um die Botschaft des Friedens
weiter zu geben.
Die jüdischen Gemeinden in
Serbien
Von Anfang Oktober 2005 bis Ende März 2006 waren
Michael und Danielle Krupp in Belgrad. Im MATERIALDIENST vom April 2006
berichteten sie über die Situation der Kirchen. In ihrem heutigen
Beitrag geht es um die jüdischen Gemeinden in Serbien.
Eng war unser Kontakt zur jüdischen Gemeinde und
dem Rabbiner Yitshak Asiel und dem Präsidenten der Gemeinde Aca Singer,
einem Holocaustüberlebenden. Das hat natürlich mit unserer besonderen
Verbundenheit mit Israel und dem Judentum zu tun. In unserer Zeit haben
wir es auch sehr genossen, dass ein Kreis von jungen serbischen orthodoxen
Theologen an dem Aufbau einer deutschen Gemeinde großes Interesse
zeigte, weil sie sich davon auch einen guten Einfluss auf die orthodoxe
Kirche, die von ihnen teilweise als zu rückständig angesehen
wird, erhoffen. Ein Teil dieser Theologen spricht Deutsch. Englisch sprechen
alle.
Natürlich lag uns das Schicksal der jüdischen
Gemeinden in Serbien und was davon übrig geblieben ist, sehr am Herzen.
Immerhin gibt es noch 3000 Juden in Serbien, 1800 in Belgrad. Vor dem
Krieg waren es in Serbien (mit der Voivodina) allein ca. 27.000 gewesen,
in ganz Jugoslawien mehr als 70.000. Unser erster Besuch in der Synagoge
war am Jom Kippur, ziemlich bald nach unserer Ankunft in Belgrad. Die
Synagoge war voll. Der Rabbiner und ein Kreis junger Leute zelebrierten
eine sehr schöne sefardische Liturgie mit einigen Passagen in Ladino,
was besonders meiner Frau (die Sefardin ist) gefiel. Auch an anderen Schabbaten
war, wenn der Rabbiner in Belgrad war, Gottesdienst, einmal im Monat hält
der Rabbiner einen Gottesdienst in Novisad, dann fiel der Gottesdienst
in Belgrad aus. Die Synagoge in Belgrad ist die alte schöne aschkenasische
Synagoge, die die Nazis während des Krieges in ein Bordell verwandelt
hatten. Die sefardische Synagoge hatten die Nazis vor ihrem Rückzug
gesprengt.
Eine Synagoge in ständiger Benutzung gibt es, wie
gesagt , nur noch in Novisad. Sie ist viel größer und schöner
als die in Belgrad, ein wahres Prunkstück und berühmt für
ihre Konzerte. Die größte Synagoge, (die drittgrößte
Europas nach Budapest und Szeged in Ungarn), gibt es im Norden in Subotica
an der ungarischen Grenze. Sie wird jetzt wieder renoviert, nachdem der
Staat sie übernommen hat. Hier gibt es sehr unregelmäßig
Gottesdienste. Weitere Synagogen haben in Privathäusern den Krieg
überlebt, so in Shabac und in Sombor. In Apatin haben wir eine wunderschöne
kleine Synagoge gefunden, die wohl von den Zeugen Jehovas zeitweise benutzt
wurde, die ein Kreuz über den beiden Bundesladen angebracht haben.
Auch in dem so viel erwähnten Zemun, zu Deutsch Semlin,
heute ein Stadtteil von Belgrad nördlich des Savaflusses gibt es
eine Synagoge. Auch sie gehört nicht mehr der jüdischen Gemeinde
und wurde von der Stadtverwaltung Zemun, die wie gesagt von der Rechtspartei
der Radikalen regiert wird, in ein Restaurant verwandelt. Sie liegt an
der Rabbiner-Alkalay-Straße, genannt nach dem größten
Rabbiner Zemuns, Jehuda Alkalay, der 1834 eine der ersten zionistischen
Schriften veröffentlichte, "Schma Jisrael". Wenn Theodor
Herzl, der Begründer des modernen Zionismus sie auch nicht lesen
konnte, da er kein Hebräisch konnte, so ist er doch durch sie geboren.
Auch die Großeltern Herzls sind in Semlin/Zemun geboren und hier
begraben.
Der jüdische Friedhof von Zemun ist der älteste
Serbiens, und enthält Grabsteine beginnend mit dem 18. Jahrhundert.
Heute wird er nicht mehr von Juden benutzt, die einen großen separaten
Friedhof in Belgrad haben. Es gibt auch eine ganze Anzahl weiterer Friedhöfe
in Serbien und der Vovodina, die wir besucht haben. Alle sind offen, zum
Teil innerhalb der allgemeinen Friedhöfe, wo es Grabsteine mit dem
Davidstern, dem sozialistischen Stern, orthodoxen, katholischen und protestantischen
Kreuzen gibt, sowie dem Halbmond der Moslems. Lediglich auf dem Friedhof
in Nish haben sich Romas einquartiert, was nicht zur Würde des Friedhofs
beiträgt.
Auch die Spuren der Vernichtung des serbischen Judentums
sind gegenwärtig, wie die Konzentrationslager in Shabac und Nish,
die Hinrichtungsstelle Janjici bei Belgrad, wo mehrere zehntausend Juden
aus dem ganzen Jugoslawien in Massengräbern beerdigt sind. Vom Messegelände
in Belgrad, dem Konzentrationslager der meisten serbischen Juden, fuhren
ununterbrochen nach der Eroberung Serbiens durch die Deutschen Lastwagen
für Lastwagen in das benachbarte Janjici, gerade genug entfernt,
um die Insassen der Lastwagen mit dem Auspuffgas der Lastwagen zu ermorden,
man lese den serbisch-jüdischen Schriftsteller David Albahari, "Goetz
und Meyer".
Aber nicht nur die jüdische Vergangenheit ist allgegenwärtig
und nicht nur die weiter zurückliegende. Überall erinnern die
Kriegstrümmer an den letzte serbisch-kroatisch-bosnischen Krieg von
1991-1995 und die Bombardements der Nato von 1999. Überall rechnet
man nach dem soundsovielen Jahr nach dem Bombardement. Die Serben erinnerten
uns manchmal an Israel "Die ganze Welt ist gegen uns". Zufällig,
auf dem Weg nach der Synagoge gerieten wir in die Beerdigungszeremonie
von Miloewic vor dem Parlamentsgebäude von den Radikalen und
der kleinen Partei von Miloewic organisiert. Die meisten Serben,
mit denen wir befreundet waren, verfluchten den Nationalismus von Miloewic.
Ein Großserbien hat er angestrebt und ein Kleinserbien hat er bekommen,
das nun auch noch von Montenegro verlassen wurde. Und dazu hat dieses
Kleinserbien noch die meisten Serben, mehrere Millionen, als Flüchtlinge
aus Bosnien und Kroatien aufnehmen müssen.
So bleibt nun noch das Problem Kosovo, die Wiege der serbischen
Nation stand und wo die serbische Kirche im 10. Jahrhundert gegründet
wurde. Auch hier haben die meisten Serben das Land verlassen müssen,
während die große Mehrheit, die moslemischen Albanier, die
Unabhängigkeit fordern. Ganz verwandt den Problemen, die wir kennen,
Juda und Samaria, das Stammland der israelitischen Stämme und bald
ein unabhängiges Palästina. Wie sich die Schicksale gleichen.
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