UNESCO zu Ausgrabungen im Tempelberg:
Erlaubt und verboten
Der Bericht einer Untersuchungskommission der UNESCO unter
der Leitung des Direktors, Fransesco Bandarin, zu den umstrittenen Ausgrabungen
beim Mugrabi Tor in der Nähe des Tempelberges hat beim israelischen
Außenministerium Erleichterung und Enttäuschung hervorgerufen.
Einerseits erklärt der Bericht, dass die Ausgrabungen nach internationalem
Standard bei Plätzen, die zum Weltkulturerbe gehören, durchgeführt
wurden, auf der anderen Seite fordert der Bericht die israelischen Behörden
auf, die Ausgrabungen sofort einzustellen.
Die Ausgrabungen gefährden nach dem Bericht in keinerlei
Weise die Sicherheit des Tempelberges oder der Heiligtümer darauf.
Israel wird aber vorgeworfen, im Alleingang gehandelt zu haben ohne Heranziehung
internationaler Gremien und moslemischer Stellen. Der Bericht fordert
deshalb die sofortige Einstellung der Ausgrabung und die Aufnahme von
Kontakten mit internationalen Gremien, mit der für den Tempelberg
zuständigen moslemischen Behörde, dem Wakf, und Jordanien, das
nach dem Friedensvertrag mit Israel eine Mitverantwortung für den
Tempelberg haben soll.
Die Ausgrabungen am Mugrabitor südlich der sogenannten
Klagemauer finden seit Februar dieses Jahres statt als Vorbereitung für
den Bau eines neuen Zugangs zum Mugrabitor, der vor einigen Jahren infolge
eines Erdbebens und starker Regenfälle eingestürzt war. Das
Mugrabitor ist das einzige Tor zum Tempelplatz, das unter israelischer
Kontrolle verblieben ist.
Die Ausgrabungen hatten in der gesamten moslemischen Welt
und auch unter den Moslems in Israel große Proteste und Demonstrationen
ausgelöst mit der Beschuldigung, sie gefährdeten die Sicherheit
der moslemischen Heiligtümer auf dem Tempelberg. Die Israelis hatten
deshalb Videokameras aufgebaut, die eine 24stündige Überwachung
per Internet ermöglichen. Die Ausgrabungen sind mehrere Dutzend Meter
von der Westmauer des Tempelberges entfernt.
Israelische Kreise sehen in dem Bericht der UNESCO mit
der Forderung nach internationaler und moslemischer Beteiligung eine Nichtanerkennung
der Souveränität Israels über den betreffenden Bezirk.
Drei biblische Stätten und
ein antiker Wüstenweg zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt
Die biblischen Orte Tel Megiddo, Tel Hazor und Tel Beer
Sheva sind von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Sie
gesellen sich so zu 830 historischen Orten weltweit, die dieses Prädikat
erhalten haben. Ebenso wurde die alte "Weihrauch-Straße"
zum Kulturerbe erklärt. Die "Gold- und Weihrauch-Straße"
verband einst den Süden Arabiens mit dem Land Israel. Auf ihr soll
die Königin von Saba König Salomo besucht haben. Sie ist auch
im Koran erwähnt.
Das 65 km lange Stück von der Arava Ebene zur Nabatäerstadt
Avdat war einst Hauptverbindungsstraße zwischen den Nabatäerstädten
in neutestamentlicher Zeit. Heute führt sie durch eine der schönsten
Gegenden des südlichen Negev und ist nur mit Geländewagen passierbar.
Dem normalen Tourismus fast unbekannt ist sie umsäumt von Nabatäerburgen,
die bisher wenig erforscht sind.
Das israelische Amt für Naturschutz erhofft sich
durch die Erhebung zum Welterbe eine verstärkte Erschließung
des Gebiets und eine Zunahme des Tourismus.
Das "neue Sanhedrin" will
Pessachlämmer zum Schlachten auf dem Tempelberg erwerben.
Das "neue Sanhedrin", das sich vor einigen Jahren
gebildet hat und an dessen Spitze der Talmudgelehrte Adin Steinsalz steht,
hat beschlossen, eine Schafsherde zu erwerben, um sie zu Pessach auf dem
Tempelplatz zu schlachten, "wenn es die Umstände erlauben".
Schon vor einigen Jahren hatten sich mehrere Gruppen, die sich mit der
Errichtung des Dritten Tempels beschäftigen, auf dem Berg gegenüber
dem Tempelplatz in Abu Tor symbolisch eine einjährige Ziege geschlachtet.
Für das Schlachten der Pessachlämmer ist theoretisch der Tempel
nicht erforderlich, es genügt der Tempelplatz.
Das Sanhedrin, die Selbstverwaltung des jüdischen
Volkes und höchste religionsgesetzliche Instanz, war von den Römern
vor 1600 Jahren aufgelöst worden. Immer wieder in der Geschichte
war der Versuch unternommen worden, es neu zu beleben. All diese Versuch
waren nicht langlebig. Vertreter des neuen Sanhedrin sagten, sie wüssten,
dass es sich bei der Schlachtung nur um einen symbolischen Akt handeln
könnte, es sei aber wichtig zu zeigen, dass dies alles nicht nur
reine Theorie sei.
Zur Zeit des Zweiten Tempels durften die Pessachlämmer
nur auf dem Tempelplatz geschlachtet werden, die Mischna und Josephus
schildern dies sehr anschaulich, wie die Priester in drei Schichten am
Vortag des Pessachfestes bis zu den Knöcheln im Blut standen, das
durch Kanäle ins Kidrontal abfloss. Heute feiern noch die Samaritaner
auf ihrem Heiligen Berg, dem Garizim, das Pessachfest mit Schlachtung
der Lämmer nach biblischem Ritus. Der Beginn des Pessachfests der
Samaritaner fiel in diesem Jahr auf den 1. Mai, der der Juden auf den
2. April.
Das sogenannte Jesus-Familiengrab
stößt in Israel auf große Skepsis
Dei zahlreichen ausländischen Journalisten, die kürzlich
den israelischen Archäologen Amos Kloner interviewten, wunderten
sich über die Skepsis und das Desinteresse in Israel zu der sensationellen
Entdeckung des Familiengrabes Jesu, seiner Frau Maria, seines Vaters Joseph
und seines Sohnes Jehuda. Es ist tatsächlich ein interessanter Umstand,
dass in einem Grab diese Ballung von Namen, die aus dem Neuen Testament
bekannt sind, gefunden wurden. Aber ist es das wirklich?
Das Grab wurde 1980 beim Neubau von Hochhäusern im
Bezirk Talpiot Ost gefunden. Kloner erinnert sich, dass zweihundert aufgeregte
und gewaltbereite orthodoxe Streithähne versuchten, die Archäologen
an der Ausgrabung des Grabes zu hindern. Ein Nachbargrab wurde daraufhin
auch zugemauert und enthält unzugänglich von den Hochhäusern
über ihm weiterhin wertvolle Ossuarien und andere Funde. Das "Jesusgrab
ist zugänglich, es befindet sich heute darin eine Geniza aus einer
nahe gelegenen Synagoge.
Die Gebeine des "Jesusgrabes" wurden auf einem
jüdischen Friedhof beerdigt zusammen mit anderen Gebeinen aus Höhlen,
die in der Zeit gefunden wurden. Die genaue Beerdigungsstelle ist unbekannt.
Eine DNA Probe wurde ebenfalls auf Druck der Orthodoxen nicht vorgenommen,
so auch keine Altersbestimmung der ungefähr 35 Skelette, die in der
Höhle gefunden wurden.
Sechs der zehn aufgefundenen Ossuarien sind beschriftet.
Die Namen zeigen eine Abfolge von drei Geschlechtern auf, nicht untypisch
für die Hunderte von Familiengräbern, die im Laufe der Jahre
in der Gegend gefunden wurden. Sie beginnen mit einem Josse, eine Abkürzung
des Namens Josef oder Jehosef, die nächste Generation wäre Jeschua
bar Jehosef, die dritte, Jehuda bar Jeschua. Daneben finden sich zwei
Marien (Maria und Mariamne, genannt Mara), eine in Griechisch und eine
in Hebräisch, und ein Matja, eine Abkürzung des hebräischen
Namens Mattatja oder Griechisch Matthäus.
Die Filmemacher Simcha Jacobovici und James Cameron (der
letzte bekam einen Oscar für seinen Film Titanic) haben nun aus diesen
Namen eine neue Familiengeschichte Jesu gemacht, Mariamne, genannt Mara
(in griechisch) war Maria Magdalena, ihr gemeinsamer Sohn Jehuda und die
Mutter Maria. Das man jetzt auch den Sohn bei Namen kennt, ist neu, das
andere, die Geschichte mit Maria Magdalena geistert schon seit dem 4.
Jahrhundert durch die Geschichte und hat immer wieder die Phantasie beflügelt,
auch im Kino mit "the last temptation". Das steht zwar nicht
im Neuen Testament und der tote Jeshua wäre zumindest nicht leiblich
auferstandenen, aber die Filmmacher halten immerhin eine geistige Auferstehung
für möglich. Auf einer Pressekonferenz in New York war der Jesus-
und Maria-Ossuar, ausgeliehen vom israelischen Amt für Altertümer
zu begutachten. Dort stellte man auch fest, dass der Name Jeschua nicht
so leicht zu entziffern ist, aber zweifellos ist das die richtige Lesung,
wenn auch im Katalog der Ossuare von 1994 ein Fragezeichen hinter dem
Namen erscheint.
Nun sind diese neutestamentlichen Namen wirklich die häufigsten
Namen auf Ossuarien der Zeit Jesu. Ein Jeschua bar Jehosef war bereits
in den dreißiger Jahren gefunden worden und wurde von dem Archäologen
Sukenik veröffentlicht. Auch das war damals eine Sensation. Sonst
erscheint der Name Jeschua, oder Griechisch Jesous noch 10 mal, rechnet
man Jehoschua dazu, wovon der Name Jeschua abgeleitet ist, so sind es
noch mehr. Jehosef mit seinen verschiedenen Nebenformen erscheint an die
20 mal und ebenso häufig ist Maria.
Also ist das Familiengrab vielleicht doch nicht das von
dem Jesus Christos.
Als Illustration zu dem ganzen füge ich hier eine
Teilansicht eines Ossuars bei, der aus meiner Sammlung stammt, in der
Sammlung finden sich übrigens auch Maria und Josef. Das Abbild hier
zeigt die Vorderfront des Ossuars, auf dem zweimal der Name Jeschua erscheint
und darunter links Matjah, also Matthäus, vielleicht war das der
Vater dieses Jesus. Aber auch sonst ist das Ossuar außergewöhnlich,
denn der Name Jeschua erscheint noch einmal über die halbe Länge
des Ossuar auf der Rückseite und auf einer der schmalen Seite über
die ganze Größe der Wand findet sich: Jeschua we-abije we-imo,
eine Mischung aus Hebräisch und Aramäisch, was soviel wie "Jeschua
und sein Vater und seine Mutter" bedeutet.
Das Ossuar wurde von mir in den siebziger Jahren in der
Jerusalemer Altstadt nach mehrjährigen Verhandlungen erworben, Verhandlungspartner
außer mir war das Israel-Museum, das auch damals die Echtheit überprüfte.
Aus gegebenem Anlass werde ich dieses und andere Inschriften im nächsten
Heft von "Religionen in Israel" (sollte im April erscheinen)
veröffentlichen. Eine der Inschriften lautet: Schlomzion bat Elasar
ben Jehoschua Kohen.
Einführung des neuen Studienleiters
Martin Vahrenhorst
Am Sonntag, den 18. Februar wurde Martin Vahrenhorst als
neuer Studienleiter von "Studium in Israel" feierlich in der
Erlöserkirche eingeführt. Für dieses Ereignis waren angereist
Johannes Friedrich, Bischof von Bayern und ehemaliger Propst sowie Vorsitzender
der Evangelischen Jerusalem Stiftung, Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx
vom Kirchlichen Außenamt, und von "Studium in Israel"
die Vorsitzende Katja Kriener und aus dem Vorstand Professor Erhard Blum.
Martin Vahrenhorst wird neben der Studienleiterstelle auch für die
Bildungsarbeit und das archäologische Institut zuständig. Martin
Vahrenhorst nimmt somit die dritte Pfarrstelle in Jerusalem ein, alle
Stellen sind mit Ehemaligen von "Studium in Israel" besetzt.
Professor Dieter Vieweger, Leiter des Archäologischen Instituts überreichte
Martin Vahrenhorst die Urkunde der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, die
ihn zum Privatdozenten ernennt.
Die Ansprache des Propstes, Uwe Gräbe, zeigt sehr
schön die Entwicklung auf, die die Evangelische Kirche in Deutschland
mit ihrem Verhältnis zu "Studium in Israel" genommen hat.
Sie sei deshalb hier ganz wiedergegeben.
Einführungsansprache für
Martin Vahrenhorst von Propst Uwe Gräbe
Liebe ökumenische Gemeinde, liebe Gäste und
Ehrengäste (Bischöfe, Kirchenvertreter, Vertreter der Stadt
Jerusalem u. des Innenministeriums), liebe Mitglieder des Kirchengemeinderates,
liebe Geschwister im Pfarramt, liebe Frau Oberkirchenrätin Coenen-Marx,
lieber Herr Bischof Friedrich, lieber Martin Vahrenhorst, liebe Frau Vahrenhorst,
Nun endlich, mit dieser Einführung, wird das Team
in Jerusalem so richtig vollzählig. In nur vierzehn Monaten hat diese
Kirche die Einführung eines neuen archäologischen Direktors,
eines Propstes, der zwei Inhaber der Pfarrstelle für Bildungsarbeit,
Pilger- und Touristenseelsorge, des Pfarrvikars und nun noch des 3. Pfarrers
für "Studium in Israel" und biblische Archäologie
gesehen. Und mancher hier sagt gewiss zu Recht: Nun ist es auch erst mal
gut!
Es ist gut, in der Tat. Verstiegen wäre es möglicherweise
jedoch, mit dem Schlusswort des sechsten Schöpfungstages zu sagen:
"Und siehe, es war sehr gut." Nein, so weit wollen wir nicht
gehen. Vielleicht allenfalls dankbar annehmen, wenn Gott auch unser tägliches
Sorgen und Mühen hier an diesem Ort gnädig dazu ausersehen sollte,
Teil seiner creatio continua zu sein. Und damit anerkennen, dass wir noch
auf dem Wege sind, zuweilen vielleicht aufgemuntert von dem je und je
ergehenden Zuspruch anderer Schöpfungstage: "Und Gott sah, dass
es gut war."
Gut ist - und damit möchte ich das aufnehmen, was
ich Anfang Januar vor dem Verein "Studium in Israel" in Rothenburg
gesagt habe - gut ist, dass das Programm "Studium in Israel"
mit diesem Tag in der Mitte der EKD angekommen ist. Dieses Studienprogramm
ist in den vergangenen drei Jahrzehnten einen wechselvollen, faszinierenden
und nicht immer vorhersehbaren Weg gegangen. Lieber Martin, Du bist nun
bereits der dritte Studienleiter hier in Jerusalem nach Michael Krupp
und Andreas Wagner. Und ich denke, uns stehen noch gut die frühen
Jahre vor Augen, in denen wir uns in diesem Programm immer wieder auch
als kritisches Gegenüber zu unserer Kirche betrachtet und dort gemahnt
haben, wo wir meinten, auf Israelvergessenheit zu stoßen. Dass dieses
kritische Gegenüber notwendig war in einem fortlaufenden Lernprozess
- dies steht außer Frage. Doch wer hätte dies noch vor einem
Vierteljahrhundert zu hoffen gewagt, dass die EKD einmal sagt: Ja, dies
ist unser Programm, wir identifizieren uns damit; der Studienleiter von
"Studium in Israel" ist unser Pfarrer in Jerusalem? Lieber Martin,
mit dir geht die EKD, gehen wir alle nun diesen Schritt. Gut so.
Gut ist außerdem, dass damit nicht nur einfach ein
abgegrenzter Bereich innerhalb unserer evangelischen Arbeit in Jerusalem
umrissen ist, an den man nun das delegieren könnte, wofür sich
andere als nicht zuständig empfinden. Martin Vahrenhorst ist nicht
nur Studienleiter für Studium in Israel, sondern gleichzeitig Mitarbeiter
im Bereich der Biblischen Archäologie, am Deutschen Evangelischen
Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes. Damit stärkt
die EKD zum einen die Arbeit des DEI, und zum anderen werden in der Person
des Studienleiters und Institutsmitarbeiters zwei Arbeitsbereiche eng
aneinandergeführt, die einst manchmal leibnitzschen Monaden gleich
nebeneinander ihre Kreise zogen. Die Realität des modernen, lebendigen
Judentums im Lande Israel und das alte Palästina, welches am Viewegerschen
Institut nicht weniger lebendig wird - welch ein Reichtum entsteht, wo
beide miteinander in den Diskurs eintreten.
Gut ist darüber hinaus, dass all die Suche nach Erkenntnis
in diesen beiden Bereichen im EKD-Konzept nun nicht mehr unverbunden steht
neben dem geistlichen Ankerpunkt deutschsprachiger evangelischer Arbeit
in Jerusalem. Martin Vahrenhorst ist dritter Pfarrer unserer Gemeinde
an der Erlöserkirche. Zwar wird dieser Bereich zeitmäßig
gewiss nur einen Bruchteil aller Aufgaben ausmachen - aber immerhin: Gleich
nächste Woche predigt er hier schon wieder. Das Miteinander - ich
möchte sagen: die Koinonia - ganz unterschiedlicher Pfarrers- und
Pfarrerinnencharaktere in dieser Gemeinde wird sich gewiss auch niederschlagen
in Predigten und Gottesdiensten recht unterschiedlicher theologischer
Prägung. Möge es als Bereicherung erfahren werden, hier an diesem
Ort immer wieder auch ungewohnte Gedanken zu hören, zu neuem Nachsinnen
angestoßen zu werden.
Und letztlich: Gut ist es, dass Martin Vahrenhorst nicht
allein als Theologe, Archäologe, Judaist und Pfarrer hier ist, sondern
zu allererst auch als Mensch. Und damit tritt eine weitere Person in unseren
Horizont, nämlich Petra Vahrenhorst, seine Frau. Ich denke mal, dass
für Sie der Schritt nach Jerusalem nicht selbstverständlich
und zumindest ein tiefer Einschnitt war, waren Sie doch in Deutschland
selbst als Schulpfarrerin hoch engagiert und geschätzt. Petra und
Martin Vahrenhorst, gewiss werden auch die Momente kommen, wo Sie sich
fragen: War das alles so richtig, wie wir es gemacht haben - oder waren
wir nicht verrückt, diesen Schritt zu gehen? Seien Sie getrost, ein
bisschen verrückt muss man schon sein um in dieser Stadt zu leben
und sie zu lieben.
Wir freuen uns, dass wir Sie beide hier haben. Wir freuen
uns über das, was Sie beide hier einbringen werden - wir freuen uns
aber vor allem, dass Sie als Menschen hier sind. Wo Sie Hilfe brauchen,
da zögen Sie nicht, uns anzusprechen. Das Pfarrteam, die Mitarbeiter,
der Kirchengemeinderat - es sollte selbstverständlich sein, dass
wir als christliche Geschwister füreinander da sind. In diesem Sinne:
Möge das gelingen, was wir uns gemeinsam vorgenommen haben. Möge
auf alledem der Segen Gottes ruhen. Bis zu dem Augenblick, wo wir tatsächlich
gemeinsam nicht nur sagen können: Nun ist es aber gut - sondern vielmehr:
Siehe, es war sehr gut. Amen
Äthiopische Geistliche gegen
Judenmission unter Äthiopiern
Auf einer Konferenz in Rehovot haben sich Kesim, jüdisch-äthiopische
Geistliche, gegen die verstärkte christliche Mission unter den Äthiopiern
in Israel ausgesprochen. Die Missionare benutzen dazu eingewanderte Falaschmura,
die sich zum Christentum bekennen. Die Missionare hätten in Jaffo,
Rehovot und Jerusalem Missionsstationen eröffnet.
Die Falaschmura sind äthiopische Juden, die im 19.
Jahrhundert aus wirtschaftlichen Gründen das Christentum annahmen.
Sie wurden aber weder von den Juden noch den Christen akzeptiert. Jetzt
wollen sie zum Judentum zurückkehren und nach Israel einwandern.
Tausende Falaschmura sind seit 1980 eingewandert. In der ersten großen
Einwanderungswelle wussten die jüdischen Behörden nicht zwischen
Falaschas (Juden) und Falaschmura (Judenchristen) zu unterscheiden. Die
eingewanderten Falaschmura forderten das Nachkommen ihrer in Äthiopien
verbliebenen Verwandten. Heute gibt es in Äthiopien fast nur noch
Falaschmura und keine Falaschas mehr. Viele Frauen der Falaschmura tragen
auf der Stirn ein eintätowiertes Kreuz, dass sie bei der Einwanderung
verschämt unter einem Kopftuch versteckten.
Einer der Veranstaltunsleiter erklärte: "Die
Missionstätigkeit hat eine rote Linie überschritten und die
Gemeinschaft aufgehetzt, was zu Blutvergießen führen kann...Die
Missionare haben uns in Äthiopien verfolgt und wir dürfen nicht
zulassen, dass sie uns auch i9m Heiligen Land verfolgen."
Die Konferenz gründete ein Komitee, das die Missionstätigkeit
überwachen und registrieren soll, wer von den Falaschmura zum Christentum
zurückgekehrt ist. Diese Leute sollen nicht unter der Vortäuschung
Juden zu sein, im Rabbinat heiraten und auf jüdischen Friedhöfen
beerdigt werden dürfen. Außerdem will das Komitee Richtlinien
ausarbeiten, die die Einwanderungspolitik der Regierung den Falaschmura
gegenüber neu regeln soll.
Orthodoxe Frauen gegen Geschlechtertrennung
in öffentlichen Bussen
Fünf Frauen der orthodoxen und liberalen Richtungen
im Judentum haben das oberste Gericht angerufen, die Geschlechtertrennung
in öffentlichen Bussen auf einigen Linien zwischen den orthodoxen
Vierteln aufzuheben oder wenigstens einzuschränken. Frauen, die sich
weigerten, auf den hinteren Sitzreihen Platz zu nehmen, seien gedemütigt
und sogar geschlagen worden.
Eine der Klägerinnen, die Schriftstellerin Naomi
Ragen, selbst orthodox, sagte, es gehe darum, Israel nicht zu einem "Taliban-Staat"
werden zu lassen. Wenn es schon solche Einschränkungen geben müsse,
dann sollten diese Busse als solche gekennzeichnet und alternative Busse
ohne Einschränkungen zugelassen werden, damit jede Frau und jeder
Mann selber entscheiden könne, welchen Bus er oder sie nehmen wolle.
Ron Ratner, ein Sprecher der Busfirma Egged, sagte, orthodoxe
Kreise hätten der Firma gedroht, Privatbuskompanien einzustellen,
wenn es keine geschlechtergetrennten Busse gäbe. Egged sei gezwungen,
auch die religiösen Gefühle orthodoxe Kreise zu respektieren,
denen es ihre religiöse Auffassung verbiete, in irgendeinen Kontakt
mit jeweils fremden Männern oder Frauen zu kommen.
Wichtige Pilgerstraße aus
der Zeit König Herodes in Jerusalem entdeckt
Archäologen haben die Hauptpilgerstraße vom
Siloahteich zum Tempelberg entdeckt. Die Ausgrabungen finden bereits seit
drei Monaten unterirdisch in der Davidstadt statt, erste Ergebnisse wurden
aber jetzt erst veröffentlicht, vermutlich aufgrund der Lage unterhalb
arabischen Siedlungsgebietes. Es handelt sich um die Straße, die
die jüdischen Pilger bei den Hauptfesten zum Tempel nahmen, nachdem
sie sich vorher im Siloahteich gereinigt hatten. Die Straße wird
von dem jüdischen Historiker Josepus beschrieben. Der Siloahteich
kommt einige Male im Neuen Testament vor.
Die englischen Archäologen Bliss und Dickley hatten
im 19. Jahrhundert ein Straßenstück nördlich des Siloahteiches
aufgefunden und ausgegraben, von dem sie annahmen, dass dies die Hauptstraße
vom Siloahteich zum Tempelplatz sei. Die englische Archäologin Kathleen
Kenyon fand 1963 ein weiteres Stück dieser Straße nördlich
davon. In den letzten Jahren haben israelische Archäologen weitere
Stücke dieser Straße freigelegt in Zusammenhang mit der Entdeckung
des ursprünglichen Siloateiches. Jetzt kamen die Archäologen
Ronny Reich und Eli Shukron, die die neuen Ausgrabungen leiten, zu der
Auffassung, dass die früher entdeckte Straße nur ein Nebenweg
war und die eigentliche Hauptstraße erst jetzt von ihnen gefunden
wurde.
Diese neue Straße ist viel breiter, ganz und gar
gepflastert. In der Nähe des Siloahteiches handelt es sich um einen
Stufenweg, der alle Merkmale der Herodianischen Bauweise trägt. Ähnlich
wie der Stufenweg, der zum Tempelplatz im Süden der Tempelmauer zum
sogenannten Huldator führt, wechselt sich jeweils eine breite Stufe
mit zwei kurzen ab. Die Arbeiten an den Stufen sind besonders sorgfältig
ausgeführt. Die Straße war umsäumt von Läden zu beiden
Seiten, die bisher noch nicht ausgegraben wurden.
Tausende archäologische Funde wurden bei den Ausgrabungen
gemacht, besonders in den Abwässerkanälen unterhalb der Straße.
Hier haben sich wahrscheinlich jüdische Kämpfer nach der Zerstörung
Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 noch einige Zeit aufgehalten,
wie zahlreiche Funde belegen. Mehr als 1000 Aufstandsmünzen aus den
Jahren 2, 3 und 4 wurden hier gefunden. Daneben aber auch Kochgeschirr,
Schreibfedern und ähnlichres, die belegen, dass hier Menschen regelrecht
gelebt haben.
Bisher wurden lediglich 30 Meter der Straße freigelegt.
Der angenommene weitere Verlauf der Straße ist ungefähr ein
Kilometer lang und soll nach Auskunft der Archäologen in den nächsten
drei Jahren ganz freigelegt werden. Die Ausgrabungen gehen nur langsam
voran, da die unterirdischen Gänge gut gegen Einsturzgefahr gesichert
werden müssen.
Erster Araber als Kandidat zur Auszeichnung
als "Gerechter der Völker"
Der Tunesier Chaled Abed al-Wahab ist der erste Araber,
der als Kandidat zur Auszeichnung "Gerechte der Völker"
vorgeschlagen wurde. Der Tunesier, der 1997 verstorben ist, hat nach einer
Aussage der Jüdin Annanie Bukris sie und 24 andere Juden aus einem
aufgeflogenen Versteck in seine Farm gebracht und sie dort bis zum Ende
der deutschen Besetzung von Tunesien verborgen gehalten. Al-Wahab wurde
von dem amerikanischen Historiker Robert Satlof, dessen Spezialgebiet
die Erforschung arabischer Judenhelfer während des Zweiten Weltkrieges
ist, vorgeschlagen. Ein Entscheidung der Gedenkstätte Jad Vashem
wird in den nächsten Tagen erwartet.
Das Prädikat "Gerechte der Völker"
wird an Nichtjuden verliehen, die unter eigener Lebensgefahr Juden im
Dritten Reich gerettet haben. Bisher wurden 21.000 Judenretter weltweit
ausgezeichnet. Die meisten davon sind Polen (5.733), gefolgt von Holländern
(4.513), Franzosen (2.262), Ukrainern (1.881) und Belgiern (1357). Aus
Deutschland sind bisher 376 Judenretter anerkannt worden. Unter den Judenrettern
waren 540 Geistliche aller Konfessionen. Auch Moslems wurden bisher ausgezeichnet,
aus Bosnien und der Türkei.
Griechisch-katholischer Erzbischof
fordert erneut Rückkehr nach Ikrit und Bir-Am
Bei einem ersten Gottesdienst nach Jahrzehnten hat der
griechisch-katholische Erzbischof von Galiläa, Elias Chacour, erneut
die Rückkehr der Vertriebenen von Bir-Am und Ikrit gefordert. Seit
seiner Ernennung zum Erzbischof habe er es sich zum Hauptanliegen gemacht,
die Rückkehr der Vertriebenen aus Bir-Am und Ikrit zu forzieren.
Chacour gab bei der Gelegenheit bekannt, einen eigenen Priester für
die Vertriebenen von Ikrit einzusetzen. Chacour ist selber ein Vertriebener
aus Bir-Am.
Chacour sagte in seiner Predigt: "Das Dorf wurde
zerstört, aber seine Bewohner leben, und solange sie leben, werden
wir unsere Kampagne zur Rückkehr fortsetzen. Wir haben unsere Hoffnung
nicht verloren, dass einmal in Israel ein mutiger Politiker auftreten
wird, der an Menschen und Menschenrechte mehr glaubt als an Krieg und
die Stärke einer Armee."
In der Vergangenheit hat die Israel Interfaith Association,
deren Mitglied Chacour ist, zahlreiche Aktionen, Sitzstreiks, Hungerstreiks
und ähnliches unternommen und die Rückkehr der Bewohner in ihre
Dörfer gefordert. Einige der jüdischen Siedlungen, die auf dem
Boden der verlassenen Dörfer angelegt wurden, haben sich ebenfalls
für die Rückkehr ihrer ehemaligen arabische Nachbarn ausgesprochen.
Immer wieder vor den Wahlkämpfen haben Oppositionsparteien versprochen,
die Rückkehr zuzulassen. Einmal an die Macht gekommen, wurden auch
diese Versprechen nicht in die Tat umgesetzt.
Bir-Am und Ikrit sind zwei ehemals christliche Dörfer
an der libanesischen Grenze, die im Unabhängigkeitskrieg 1948 von
der israelischen Armee geräumt wurden mit dem Versprechen an die
Bewohner, nach den Kämpfen in ihre Dörfer zurückkehren
zu können. Dieses Versprechen hat die Armee bis heute nicht eingehalten.
Nachdem das israelische Oberste Gericht 1951 die Rückkehr anordnete,
zerstörte die Armee die Dörfer und erklärte sie zum Militärgebiet.
Lediglich die beiden Kirchen in den Dörfern blieben unangetastet.
Die Vertrieben wurden in südlicher gelegenen Dörfern und in
Haifa untergebracht. Einige der Dorfbewohner haben Entschädigungszahlungen
akzeptiert und damit das Recht zur Rückkehr verloren, andere weigern
sich bis heute, solche Zahlungen zu akzeptieren und fordern weiterhin
die Rückkehr.
Beide Dörfer haben eine berühmte Geschichte.
Ikrit ist das römisch-byzantinische Jokrat, aus dem der talmudische
Gelehrte Josse demin Jokrat stammte. Bir-Am beherbergt die best erhaltenste
byzantische Synagoge, die heute noch mit ihrer verzierten Vorderwand in
Ausrichtung auf Jerusalem bis in die hinauf Giebel steht.
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