Informationen aus Israel

von Michael Krupp, Jerusalem

 

Israelischer Archäologe will das Grab des Herodes gefunden haben

Alle israelische Zeitungen brachten auf der ersten Seite als Schlagzeile die Nachricht: "Bedeutender Forscher: Ich habe das Grab des Herodes gefunden" (so Haaretz) oder ähnlich. Der "bedeutende Forscher" ist Professor Ehud Netzer von der hebräischen Universität. Tatsächlich wäre, wenn die Nachricht zutrifft, eins der größten Rätsel der israelischen Archäologie gelöst.

Das Grab liegt nach Zeitungsberichten zwischen dem oberen und dem unteren Palast des Herodion, 12 km südöstlich von Jerusalem in der judäischen Wüste, an einer Stelle, wo bisher noch keine Ausgrabungen stattgefunden hatten. Die Franziskaner hatten noch in jordanischer Zeit 1956 bis 1962 umfangreiche Ausgrabungen vorgenommen auf dem Berg, den Herodes der Große in jahrzehntelanger Arbeit mit der Stadt am Fuße des Berges als Verwaltungszentrum und eigens für sein Mausoleum hatte herrichten lassen.

Die Franziskaner gruben einen Palast aus und eine Synagoge, sie fanden aber kein Grab, obwohl der jüdische Historiker des ersten nachchristlichen Jahrhunderts, Josephus Flavius, berichtet, Herodes sei auf dem Herodion begraben worden. Netzer hat vor Ort seit 1972 ausgegraben, immer auf der Suche nach dem Grab, das Herodes so angelegt hatte, dass es nicht entdeckt werden konnte, um eine Schändung zu verhindern.

Herodes der Große war zwar einer der größten Baumeister des Landes Israel, seine Paläste und Stadtgründungen verlangen noch heute größte Anerkennung. Unter anderem hat er eine hervorragende neue Stadt gegründet, die er zu Ehren der römischen Kaiser Caesarea nannte. Von seinen Burgen ist Massada die bekannteste. Sein größtes Werk aber war der Umbau des Jerusalemer Tempels, der praktisch ein Neubau war. Die gigantischen Konstruktionen mit denen er den Tempelplatz um das Doppelte vergrößerte, stehen noch heute.

Aber all das hat ihn beim Volk nicht beliebt gemacht. Im Gegenteil, die Versklavung des Volkes für seine Großbauten machten ihn mehr und mehr verhasst. Vor allem verzieh man ihm nicht, dass er seine hasmonäische Frau und ihre Kinder umbringen ließ. In panischer Angst vor Rivalen im eigenen Haus brachte er im Laufe der Zeit mehr und mehr Familienmitglieder um. Herodes galt beim Volk nicht als rechtmäßiger König. Aus dem Geschlecht der Idumäer stammend, das die Hasmonäer zum Judentum zwangsbekehrt hatten, hatte er versucht, sich durch die Ehe mit der Hasmonäertochter zu legitimieren. Durch ihre Ermordung war dieser Plan endgültig gescheitert.

Seine zehn Frauen hatten ihm zehn Söhne geschenkt und mehrere Töchter, von seinen Kindern ließ er aber aus krankhafter Eifersucht die meisten umbringen, einen der Thronerben, Antipater, noch fünf Tage vor seinem Tode. Als das Volk von seiner Krankheit erfuhr, brach ein Aufstand gegen ihn los. Um eine Freudenorgie nach seinem Tod zu verhindern, hatte er die vornehmsten Jerusalemiten im Amphitheater von Jerusalem versammelt und befohlen, sie nach seinem Tode hinzurichten. Wenn man schon über ihn nicht trauern würde, so sollte es doch eine Trauer über dieses Gemetzel in der Stadt geben.

Auch in der christlichen Tradition ist Herodes als besonders grausam dargestellt, führt Matthäus doch den Kindermord in Bethlehem auf ihn zurück. Tatsächlich scheint Herodes Angst vor messianischen Strömungen gehabt zu haben. Vielleicht sah er sich selber als eine Art Messias, denn ganz unerklärlich erscheint auf vielen seiner Münzen das Kreuz innerhalb eines Diadem, das Kreuz, das später auf den Bar Kochba Münzen wiederkehrt und wahrscheinlich ein Zeichen des Messias war.

Der Befehl zum Mord an den Edlen der Stadt wurde nicht befolgt, um so größer war der Jubel über seinen Tod. So war die Geheimhaltung seines Grabes ein Gebot der Stunde. Ein Geheimnis, das in unseren Tagen vielleicht gelüftet wurde.

Inzwischen gab auf einer Pressekonferenz in der Hebräischen Universität Professor Ehud Netzer Einzelheiten zu den Ausgrabungen des Herodes Grabes am Herodion bekannt und begründete seine Theorie, warum er der Meinung sei, dass es sich bei dem Fund wirklich um das Grab des Herodes handele. Am Ende einer 350 m langen Prachtstraße von einer Breite von 30 Metern, führt eine 6,5 m breite Treppe zu einem Podest auf halber Anhöhe des Herodion. Hier fanden sich zahlreiche Fragmente eines prunkvollen Sarkophags, der ursprünglich 2,5 m lang gewesen war, der aber bereits in der Antike zertrümmert worden war.

Ein so großer und prunkvoller Sarkophag sei nur noch in der Grabanlage der Königsfamilie von Adiabene nördlich des Damaskustor in Jerusalem gefunden worden. Netzer glaubt, dass der Sarkophag von jüdischen Gegnern des Herodes nach der Eroberung des Herodion im ersten jüdischen Aufstand, 66-70 n.d.Z. zertrümmert worden sei.

Inschriften sind bisher nicht gefunden worden, aber die Ausgrabungen seien erst in ihrem Anfangsstadium und man hoffe, noch mehr zu finden. Die prächtige Aufmachung der Grabanlage entspricht dem Bericht des Josephus. Hier heißt es im "Jüdischen Krieg" 1,33,9 folgendermaßen:

"Anschließend ging man daran, den König zu bestatten, Archealaos tat alles, um den Leichenzug möglichst glanzvoll zu gestalten, und bot die ganze Pracht und Herrlichkeit des Königtums auf. Das Tragbett des Toten war aus purem Gold, mit Edelsteinen verziert, die Decke von Meerpurpur mit vielfarbigen Stickereien versehen, und auch der Tote obenauf war in Purpur eingehüllt. Auf seinem Haupt lag das Diadem und darüber die goldene Krone, während in der Rechten das Zepter ruhte. Die Söhne und eine große Anzahl von Verwandten umgaben den Katafalk; dahinter kamen die Lanzenträger des Königs, der thrakische Haufe, die Germanen und die Gallier, sämtliche in voller Rüstung, voraus aber gruppierte sich das restliche Heer in Waffen, wohlgeordnet unter der Führung der Obersten und Hauptleute und gefolgt von 500 Sklaven und Freigelassenen, die herrlich duftende Gewürzkräuter trugen. Der Leichnam wurde nach dem 70 Stadien entfernten Herodeon gebracht, wo man ihn ganz der Anordnung des Toten entsprechend bestattete. So endete die Geschichte des Herodes."

Keine homosexuellen Studierende im konservativen Rabbinerseminar

Das konservative Rabbinerseminar in Jerusalem, Neve Schechter, hat beschlossen, keine homosexuellen Studierenden als Rabbiner-KandidatInnen zuzulassen. Dies gab die Leiterin des Seminars, Rabbinerin Einat Ramon, bekannt. Ramon ist eine erklärte Feministin und Streiterin für die Zulassung von Frauen zum Rabbinat. Sie ist eine der ersten ordinierten Rabbinerinnen der konservativen Bewegung in Israel.

Die Entscheidung in Israel wurde gleichzeitig mit der entgegengesetzten Entscheidung des größten konservativen Rabbinerseminars in der Welt, dem Jewish Theological Seminary in New York, getroffen. Ramon, die auf Grund ihrer Entscheidung von verschiedenen konservativen Kreisen in Israel angegriffen wurde, sagte zu ihrer Verteidigung, Judentum und jüdisches Recht habe gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen immer abgelehnt und lehne sie weiterhin ab. Das Rabbinerseminar werde auch zukünftig nur Studierende aufnehmen, die sich dem allgemeinen jüdischen Erbe und einem religiösen Lebensstil verpflichtet fühlen.

Pessachfeiern in Kibbutzim sind wieder "in"

Die säkulare Kibbutzbewegung verzeichnet größeren Zulauf zu den kommunalen Sederfeiern. Im Kibbutz Naan werden 1200 Feiernde erwartet. Die Zahl der Kibbutzim, die zu kommunalen Feiern, die früher gängig waren, zurückkehren, nimmt ständig zu. So auch der Bedarf an Kibbutz-Haggadot, der laut der Bewegung dieses Jahr um 50 Prozent höher liegt als im vergangenen Jahr. Alles in allem werden 180 Kibbutzim Kommunalfeiern abhalten, das sind 65 Prozent aller Kibbutzim.

Die Bestellung von Kibbutz-Haggadot hat auch bei Ex-Kibbutzniks zugenommen, die die Pessachfeier nach dem alten Brauch ihrer Kindheit feiern wollen. Die Kibbutz-Haggadot entstanden in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie betonen neben dem religiösen Inhalt vom Auszug aus Ägypten die Verbundenheit mit der Natur, das Naturerwachen im Frühling und die Befreiung aus modernen Knechtschaften.

Sie beinhalten Gebete für die Sicherheit des Staates und das Wohlergehen der Streitkräfte. Sie enthalten neben den alten Erzählungen Gedichte und Texte zeitgenössischer Dichter. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts waren die Kibbutz-Haggadot immer mehr zugunsten der herkömmlichen Haggadot zurückgedrängt worden.

Neben der Zunahme zu gemeinsamen Feiern hat auch die Bereitschaft zugenommen, die Küchen der Kibbutzim für das Pessachfest koscher zu machen, alles Gesäuerte zu beseitigen und wenigstens eine Woche lang eine koschere Pessachküche zu haben.

Besuch der Israel Interfaith Association (IIA) beim griechisch-orthodoxen Patriarchen

Angesichts des andauernden Streits um die Anerkennung des griechisch-orthodoxen Patriarchen beschloss die IIA, einen Solidaritätsbesuch zu veranstalten. Dies war zugleich Auftakt zu ähnlichen Besuchen bei verschiedenen religiösen Institutionen, um die einzelnen Gemeinschaften besser kennen zu lernen. Nächstes Ziel wird im Juni das lutherischen Pilgerzentrums Auguste Victoria auf dem Ölberg sein. Weitere Besuche bei jüdischen und moslemischen Institutionen sind geplant. Das Treffen hatte die neue Pastorin auf dem Auguste Victoria Zentrum, Ulrike Wohlrab, organisiert, die in früherer Zeit bereits Assistentin bei der IIA gewesen war, und zu deren Aufgaben auch die Mitarbeit beim interreligiösen Gespräch gehört.

Ende März versammelten sich ca. 40 Mitglieder der IIA am Jaffator in der Jerusalemer Altstadt und begaben sich auf den Weg durch die Gassen des christlichen Viertels der Altstadt zum griechisch-orthodoxen Patriarchat. Hier wurde die Gruppe von Patriarch Theophilos empfangen, der sie im Audienzsaal des Patriarchats begrüßte. Der Patriarch ließ sich nicht auf dem erhöhten und mit Gold verzierten Ehrenthron des Patriarchen nieder, sondern begnügte sich mit einem Sessel inmitten seiner Besuchergruppe. Er gab seiner Freude Ausdruck, einige bekannte Gesichter wieder zu sehen, war Theophilos doch in seiner Jerusalemer Zeit bevor er Seelsorger im galiläischen Kana geworden war, häufiger Gast bei den Treffen der Jerusalem Rainbow Group gewesen, einer intellektuellen Interreligiösen Gruppe.

Wie sich bald herausstellte, war dies kein gewöhnlicher Freundschaftsempfang. Der Patriarch redete ca. eine Stunde in ausgezeichnetem Englisch (zuvor hatte er mit Angestelltem des Patriarchats fließend Arabisch gesprochen) zu seinen Besuchern und beantwortete Fragen, bis ihn eine ausländische Fernsehgesellschaft ins Nachbarzimmer zu einem Interview entführte. Der Patriarch hatte offensichtlich das Verlangen, den Standpunkt des orthodoxen Patriarchats einer religiös interessierten Gesellschaft klar zu machen. Er begann mit dem Hinweis, dass die griechisch-orthodoxe Kirche die Mutterkirche des Heiligen Landes sei und die direkte Nachfolgerin der juden- und heiden-christlichen Urkirche. Er wies dann den Vorwurf zurück, die orthodoxe Kirche sei rückständig und versteinert. Er wies auch die Beschuldigung zurück, die orthodoxe Kirche sei verantwortlich für den Hellenisierungsprozess der Kirche, der sie von den Grundlagen des frühen Christentums und der Verbindung mit dem Judentum entfernt habe. Gerade die Makkabäer, die ein Symbol für den Kampf des Judentums gegen den Hellenismus waren, würden von der orthodoxen Kirche verehrt, mehr als bei allen anderen Denominationen. Die Bücher der Makkabäer seien in Griechisch von der Kirche bewahrt worden und seien die Grundlage von Lesungen am Tag der Makkabäer, der von der Kirche besonders gefeiert werde.

Dann wandte sich der Patriarch gegen die Ansicht von verschiedenen westlichen Besuchern, die den Streit zwischen den Glaubensgemeinschaften innerhalb der Grabeskirche und in der Stadt Jerusalem missverständen. Gerade die Stadt Jerusalem und die Grabeskirche seien ein Beispiel für die Möglichkeit, dass unterschiedliche Glaubensgemeinschaften und Denominationen in Frieden und manchmal sogar in Harmonie miteinander leben könnten. Wenn es hin und wieder zu Streitigkeiten gekommen sei, habe das damit zu tun, dass jeder seine Auffassung ernst nehme und dass es nicht die Indifferenz gebe, die man heutzutage so oft in der modernen Welt und auch bei den Kirchen antreffen könne. Die Beziehungen zu den moslemischen Nachbarn seien durchaus freundschaftlich und seien das durch die Jahrhunderte gewesen. Ebenso pflege die Kirche und ihre Vertreter intensive Kontakte zur jüdischen Glaubensgemeinschaft.

Diplomatisch streifte der Patriarch dabei auch den Konflikt des Patriarchats mit dem israelischen Staat im Streit um den Verkauf oder die langfristige Vermietung von Immobilien der Kirche. Das Ansehen der Kirche habe bei den Moslems sehr gelitten und man habe die Kirche verdächtigt, den Moslems in den Rücken zu fallen und die Stadt an jüdische Siedlergruppen zu verkaufen. Die Kirche würde, wenn sie dies täte, ihr ganzes Ansehen verlieren, den sie immer noch habe als Brückenbauerin zwischen den zerstrittenen Parteien. Jedenfalls sei die Kirche trotz aller Schwierigkeiten und der anhaltenden Nichtanerkennung durch den Staat bereit, für die Versöhnung und den Frieden zu arbeiten.

Alles in allem waren solche Reden in der Vergangenheit von griechisch-orthodoxen Patriarchen nicht zu hören gewesen, die meistens außer Griechisch auch keine andere Sprache beherrschten und andere Interessen als geistig-geistliche zu haben schienen. So ist die Wahl des neuen Patriarchen ein Glücksfall für seine Kirche und um so mehr ist zu bedauern, dass sich der Staat Israel so schwer tut mit seiner Anerkennung, was dazu geführt hat, dass es zur Zeit zwei Patriarchen gibt, der alte, Irineos, von seiner Kirche abgesetzt und in seinem Zimmer im Patriarchat von israelischen Polizisten beschützt und nur vom Staat Israel anerkannt, und den ordentlich gewählten Patriarchen Theophilos, von der internationalen orthodoxen Gemeinschaft als alleiniger Patriarch von Jerusalem anerkannt und als solcher auch von der palästinensischen Autorität und Jordanien. Israel fordert weiterhin als Preis der Anerkennung von Theophilos die Bestätigung der Verträge zur langfristigen Vermietung mehrerer Häuser und Hotels in der Jerusalemer Altstadt, von denen auch der abgesetzte Patriarch behauptet, dass sie hinter seinem Rücken vom ehemaligen Finanzchef des Patriarchats, der seitdem flüchtig ist, abgeschlossen worden seien.

Dies alles überschattete den Besuch der Gruppe nicht, wobei die wenigsten Besucher das Ausmaß der Verwicklung zwischen Staat und Kirche kannten.

Der Abschluss des Besuchs war eine Führung durch den sprachbegabten (u.a. Deutsch, Französisch, Englisch, Hebräisch und Arabisch) und aufgeschlossenen Sekretär des Patriarchats, Erzbischof Aristarchos, durch die weiträumigen Gemächer, Höfe und Dächer des Patriarchats, die sich zeitweilig über der Grabeskirche befinden und durch dessen Luken und Türen ein nicht gewohnter Einblick in diese ehrwürdige Kirche von ihrer Kuppel aus möglich war.

Zum Abschied erhielt die Gruppe einen wertvollen Band mit Illustrationen byzantinischer Handschriften, die sich im Besitz der Bibliothek des Patriarchats befinden.

von rechts nach links:Uri Sharon (Direktor von IIA), Patriarch Theophilos, Pfarrerein Ulrike Wohlrab, Michael Krupp

Erste arabische Sprachakademie in einem nicht arabischen Land

Das israelische Parlament hat zugestimmt, eine arabische Sprachakademie in Israel zu gründen. Die Akademie wird neben der hebräischen Sprachakademie wirken und einen jährlichen Etat vom Staat von umgerechnet ca. 1 Million Euro haben. Sie wird die erste arabische Sprachakademie in einem nichtarabischen Staat sein.

Das Gesetz wurde von der ersten christlich-arabischen Abgeordneten Nadja Hilou und dem ehemaligen Oberrabbiner von Norwegen Michael Melchior, beide Arbeiterpartei, angeregt. Melchior sagte, eine der Forschungsziele der neuen Akademie wird es sein, die Verbindungen der antiken linguistischen Verbindungen zwischen dem Arabischen und dem Hebräischen zu untersuchen.

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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