Heilsweg der Juden - eine offene Frage
von Stefan Knöll

Peter Hertel behauptet: »Seit 1990 wurde den Juden ein eigener Heilsweg bestrit­ten, beispielsweise von den Landeskirchen in Hessen-Nassau.« Diese Behaup­tung trifft nicht zu. Im Gegenteil: Die Ver­fassung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EHKN) verpflichtet be­reits seit 1992 ihre Gemeinden, ihr Chris­tuszeugnis so zur Sprache zu bringen, dass nicht vergessen wird: Gottes Erwäh­lung Israels und sein Bund mit ihm sind nicht überholt, sondern bleiben weiterhin bestehen. Herr Hertel beharrt darauf, dass evangelische Christinnen und Christen allein durch ihr Christuszeugnis explizit einen gesonderten Heilsweg der Juden bestreiten. Er verkennt, dass sowohl Juden als auch Christen über ihren Glauben absolute Aussagen machen müssen, wollen sie ihre Identität nicht preisgeben. Dennoch: Für die EKHN war und ist in dieser Spannung die Frage des Heilsweges der Juden eine theologisch offene Frage. Deshalb hat sie zu keinem Zeitpunkt seit 1992 den Juden einen eige­nen Heilsweg bestritten. Die theologische Frage wäre für die EKHN sonst gelöst. Die Tatsache passt aber nicht in das simple Ausgewogenheitskonzept Herrn Hertels, mit dem er gerne auch die EKHN in die Nähe von Kirchen rücken möchte, die seiner Wahrnehmung nach mit einer »neuen Judenmission liebäugeln«. Hier irrt Herr Hertel.


STEFAN KNÖLL, Theologischer Referent des Leitenden Geistlichen Amtes der EKHN, Darmstadt
Dieser Leserbrief erschin in Publik Forum 12/27.6.200
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